Führerscheinneulinge, heute fast ausschließlich junge Fahrer bis 25, durch Mangel an Übung und jugendlicher Unbekümmertheit eine Gruppe, die ein stark überhöhtes Unfallrisiko aufweist. Beim Lernprozeß werden allmählich bewußte Handlungen durch regelbasiertes Verhalten ersetzt, dieses später weitgehend automatisiert. Dieser Prozeß verläuft für verschiedene Teilaufgaben unterschiedlich schnell. Während die perzeptiv-motorischen Fertigkeiten recht schnell erworben werden, braucht der Fahranfänger ca. 100.000 km Fahrpraxis, um seine selektive Aufmerksamkeit optimal zu steuern, was sich z.B. in unterschiedlichem Blickverhalten zwischen Anfängern und erfahrenen Fahrern zeigt. Aus Erfahrungsmangel abgeleitete Defizite sind ungenügende Gefahrenerkennung, schlechtere Antizipationsleistungen und ein geringes Verhaltensrepertoire zur Bewältigung kritischer Situationen. Resultierende Verhaltensweisen sind: Ungenauigkeiten beim Spur halten, Fehler beim Wechseln der Fahrstreifen, zu geringe Seitenabstände, überhöhte Geschwindigkeit, fehlerhaftes Ausweichen bei Hindernissen, mangelndes orientierendes und sicherndes Verhalten, Kurvenschneiden und Fehler beim Abbiegen in Kreuzungen. Als Triebfedern der erhöhten Risikobereitschaft gelten Auslebenstendenzen, Erproben neuer Erlebnismöglichkeiten, Gewinn an Unabhängigkeit und das Suchen nach Anerkennung im sozialen Umfeld. Junge Fahrer haben daher eine qualitativ andere Exposition als der Durchschnitt: Sie fahren häufiger auf Landstraßen und unternehmen vermehrt Nachtfahrten. Erhöhte Risikobereitschaft manifestiert sich auch in überhöhten Geschwindigkeiten und geringen Längsabständen. Verbesserte Fahrausbildung, Stufenführerschein und zusätzliche Sicherheitstrainings für Fahranfänger werden deren Unfallrisiko nur leicht akzentuieren; verkehrs- und fahrzeugtechnische Verbesserungen sowie geeignete rechtliche Regelungen müssen ergänzend wirksam werden (Verkehrspsychologie).
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