Vermeidung von Sexualität zwischen nah Verwandten. Gegenüber den Personen, die in den ersten fünf Lebensjahren einem Kind eng vertraut waren, wird im allgemeinen postpubertär eine sexuelle Aversion entwickelt. Dieses angeborene Lernprogramm hilft, eine Sexualisierung von familiär-freundschaftlichen Kontakten zwischen Erwachsenen, die in ihrer frühen Kindheit in enger Vertrautheit aufgewachsen sind, zu vermeiden. Der frühkindliche Lernkontext ist dabei ein anderer als der Verhaltenskontext, für den dieses Lernen postpubertär Konsequenzen hat. Es gibt dazu gut gesicherte empirische Daten: In den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts wurden in Taiwan für viele Buben kleine Mädchen als künftige Bräute adoptiert (dadurch konnte der Brautpreis für eine erwachsene Braut gespart werden). Aufgewachsen sind sie wie Geschwister. Von den erwachsenen Chinesen wurden diese "Adoptionsehen"als uninteressant, fade und schamauslösend bezeichnet: Diese Eheleute hatten wegen der wenig befriedigenden Sexualität mehr außereheliche Affären, eine höhere Scheidungsrate und weniger Kinder.
Literatur
Bischof, N. (1985). Das Rätsel Ödipus. München: Piper.
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