Zwei Fragestellungen bieten sich hier an: einmal die Stellungnahme von Schriftstellern und Dichtern zur Psychologie, zum anderen die psychologische Betrachtung literarischer Werke. Ein Satz wie «He was jung und she was freudened» bei James Joyce zeigt ebenso wie das «magische Theater» in Hermann Hesses «Steppenwolf» sehr deutlich, daß vor allem die Psychoanalyse und die anderen Schulen der Tiefenpsychologie die Aufmerksamkeit der Schriftsteller auf sich gezogen haben. Thomas Mann war mit Freuds Familie befreundet und hat in seinen späteren Werken (seit dem «Zauberberg») die Psychoanalyse ebenso aufgenommen, wie er sich in seiner Anfangszeit an dem Begriff der Degeneration orientierte («Buddenbrooks»). Die Beziehung zwischen Literatur und Psychoanalyse ist gegenseitig. Seit S. Freuds Hinweis auf den Tagtraum-Charakter vieler Werke der Literatur haben sich vor allem Psychoanalytiker mit dem Zusammenhang zwischen der Lebensgeschichte eines Autors und den Gestalten seiner Werke befaßt. Während Freud noch die literarische Arbeit als Sublimierung auffaßte, haben andere Tiefenpsychologen (wie C. G. Jung) darauf hingewiesen, daß Kreativität eine ursprüngliche Leistung des Unbewußten sei. Umgekehrt beruht ein Teil der Faszination der Psychoanalyse darauf, daß zum Beispiel Freuds Krankengeschichten «sich wie Novellen lesen» («Studien über Hysterie»).
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