Anthroposophie, Weisheit vom Menschen, von R. Steiner vertretener Erkenntnisweg, dem er eine wissenschaftliche Basis zuschrieb. Die wissenschaftliche Grundlage wird in zwei Teilgebiete unterschieden - den Goetheanismus und die anthroposophische Geisteswissenschaft. Steiner beabsichtigt, einen Weg zur übersinnlichen Erkenntnis zu weisen, der einer dem naturwissenschaftlichen Denken ähnlichen Überprüfbarkeit standhält. Die naturwissenschaftliche Denkweise soll auf das Nicht-Sinnliche übertragen werden, um dadurch zu fundierten Forschungsresultaten über die geistigen Welten zu gelangen. Die Forschungsinstrumente nennt Steiner "innere Sinneswerkzeuge", die ein "geistiges Auge" erschließen, das zu einem "höheren Schauen" befähigt. Steiner hat sich auf zahlreichen Gebieten persönlich engagiert, u.a. im Bereich der Medizin, Pädagogik (Gründung der Waldorf-Schulen), Landwirtschaft (Gründung der biologisch-dynamischen Landwirtschaft, z.B. der Demeter-Bund), Künste (Architektur, Bildhauerei, Eurythmie) und Wissenschaften (Gründung der "Freien Hochschule für Geisteswissenschaft" in Dornach bei Basel). Auch die weitgehende Veröffentlichung seiner esoterischen Ansichten kann nicht darüber hinwegtäuschen, daß seine Geisteswissenschaft den Ansprüchen methodisch-kritischer Wissenschaft nicht standhält. Er hat sich eine dem Propheten ähnliche unangreifbare Position geschaffen. Niemand - außer ihm selbst - konnte bislang seine geisteswissenschaftlichen Erkenntnisse insgesamt bestätigen
Literatur
Steiner, R. (1979). Die Theosophie. Einführung in die übersinnliche Welt. Dornach.
Körner-Wellershaus, I. (1995). Anthroposophie. In G. Eberlein (Hrsg.), Kleines Lexikon der Parawissenschaften. München: Beck.
Das freie Lexikon der Psychologie. Fundierte Informationen zu allen Fachgebieten der Psychologie, für Wissenschaftler, Studenten, Praktiker & alle Interessierten. Professionell dargeboten und kostenlos zugängig.
PsychologielexikonModernes Studium der Psychologie sollte allen zugängig gemacht werden.