Attributionsfehler, fundamentaler, die Tendenz von Beobachtern, Personen als Ursache für ihre Handlungen zu sehen (Akteur-Beobachter-Unterschied). Damit kommt es zu einer Überbewertung von dispositionalen Faktoren bei gleichzeitiger Unterbewertung von situationalen Faktoren. Wie die empirische Forschung zeigt, attribuieren Beobachter das Verhalten von Akteuren auch dann eher dispositional, wenn auf die Akteure Zwang ausgeübt wurde. Der fundamentale Attributionsfehler wird auch als Korrespondenzneigung bezeichnet, womit in den Vordergrund gestellt wird, daß aus dem Verhalten eine korrespondierende Disposition erschlossen wird. Beispiel: Aggressives Verhalten wird auf die Aggressivität des Akteurs zurückgeführt. Eine kognitive Erklärung für den fundamentalen Attributionsfehler geht davon aus, daß das Verhalten des Handelnden auffallender ("salienter") ist als der situationale Kontext. Eine weitere auf der Grundlage Sprache beruhende Erklärung betont, daß Eigenschaftsbegriffe wie "tolerant" oder "aggressiv" sowohl zur Beschreibung von Handlungen als auch zur Beschreibung von Dispositionen herangezogen werden. Nach Gilbert und Malone wird die Korrespondenzneigung durch mehrere Faktoren in einem Attributionsprozeß bestimmt, in dem Beobachter versuchen, das Verhalten zu verstehen. Danach begegnen sie einem Ereignis mit bestimmten Vorannahmen, interpretieren die Situation und leiten daraus Verhaltenserwartungen ab, nehmen das tatsächliche Verhalten wahr und kommen zu einer dispositionalen Erklärung, die in der Folge unter Berücksichtigung der Situation korrigiert wird, beispielsweise dann, wenn der Akteur unter Zwang gehandelt hat. Häufig ist jedoch die nachträgliche Korrektur unzureichend, so daß eine Überattribution auf die Person zustande kommt.
Literatur
Gilbert, D. T. & Malone, P. S. (1995). The correspondence bias. Psychological Bulletin, 117, 21-38.
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