auch: naive Konzepte oder Alltagsvorstellungen, Auffassungen von Personen, die wissenschaftlichen Konzepten widersprechen (z.B. "Erde als flache Scheibe", "Luft ist nichts", "Vakuum zieht an"). Es gibt zahlreiche weitere Bezeichnungen für dieses Phänomen Begriffe wie Fehlkonzepte oder Mißkonzepte werden von vielen Autoren nicht mehr gebraucht, da sie die "naive Auffassung" implizieren, daß die heutigen wissenschaftlichen Konzepte die einzig richtigen darstellen, während die intuitiven Konzepte vollkommen inadäquat seien (Alltag, Alltagsattributionen).
Das Charakteristische an intuitiven Konzepten ist, daß sie sich nicht einfach dadurch ändern lassen, daß man Personen die wissenschaftlichen Konzepte und deren Vorteile darlegt. Dies liegt an mehreren Gründen. Die intuitiven Konzepte sind typischerweise tief in der Alltagserfahrung verwurzelt und haben sich im diesem Kontext auch bewährt. Zudem sind intuitive Konzepte oft in subjektive Rahmentheorien, in die die wissenschaftlichen Konzepte nicht passen, eingebettet (z.B. "wenn die Erde rund wäre, dann müßten die Australier auf dem Kopf stehen und deshalb von der Erde fallen").
Die Forschung zu Möglichkeiten der Veränderung intuitiver Konzepte ("conceptual change") legt nahe, daß es wenig erfolgversprechend ist, eine Ersetzung der naiven Konzepte anzustreben. Personen geben ihre intuitiven Konzepte in der Regel nicht auf. Sinnvoller ist es, eine Art von "Kontextsensitivität" zu vermitteln. Die Personen sollen dabei lernen, daß im Kontext wissenschaftlicher Erklärung ihre intuitiven Konzepte inadäquat sind und sie besser die wissenschaftlichen Konzepte verwenden; im Alltagsdenken haben die naiven Konzepte aber (sehr oft) ihre Berechtigung.
Literatur
Vosniadou, S. (Hrsg.). (1994). Conceptual change in the physical sciences [Special Issue]. Learning and Instruction, 4 (1).
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