Agnosie, Unfähigkeit des sensorischen Erkennens oder Deutens ohne Vorliegen elementarer Sinnes- oder Aufmerksamkeitsstörungen. Derartige Störungen können sich auf verschiedene Sinnesmodalitäten beziehen, sind also meist modalitätsspezifisch. Bei räumlichen Agnosien liegt eine Störung der Orientierungsfähigkeit im Raum vor, manchmal auch eine Orientierungsstörung am eigenen Körper, oder eine Störung beim Abzeichnen. Bei visuellen Objektagnosien werden Gegenstände oder Objekte nicht mehr mit dem Sehsinn, dagegen mittels anderer Sinne erkannt. (Man erkennt einen Hund am Bellen, aber nicht mehr an seiner Gestalt.) Umgekehrt können Patienten mit auditiver oder akustischer Agnosie Töne, Klänge oder Geräusche nicht mehr erkennen, oder können sie nicht zuordnen. Bei taktilen Agnosien (Astereognosien) sind die Patienten unfähig, Objekte durch Betasten zu identifizieren. Manche Formen von Agnosie sind außerordentlich spezifisch. Sie beziehen sich etwa auf die Unfähigkeit Farben zu erkennen (Achromatopsie) oder Gesichter zu erkennen (Prosopagnosie). Bei der Simultanagnosie gelingt es nicht, sich einen Überblick über eine visuelle Szene zu verschaffen. Patienten mit Anosognosie leugnen ihre Krankheit oder sind unfähig zur Selbstwahrnehmung ihrer Krankheit. Zugrundeliegend sind meist umgrenzte (homotop bilaterale) Schäden der Hirnrinde oder der darunterliegenden weißen Masse (des Marklagers).
Literatur
Lang, C.J.G. (1999). Agnosie/Anosognosie und Prosopagnosie. In H.C. Hopf, G. Deuschl, H.C. Diener & H. Reichmann (Hrsg.), Neurologie in Praxis und Klinik (Bd. I) (S. 161-166). Stuttgart: Georg Thieme.
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