Basisraten, base-rates, sind zunächst einmal nichts anderes als Merkmalsverteilungen in einer Population oder auch Informationen über die Apriori-Verteilung der zentralen Tendenzen einer Population oder einer Gruppe. Die Verwendung dieses Konzepts in der Stereotypenforschung erscheint durchaus sinnvoll, wenn man von einer derzeit in der Forschung aktuellen Definition ausgeht, wonach Stereotype die Zuschreibung einer Reihe von Merkmalen an die Mitglieder einer sozialen Gruppe sind. Nimmt man hinzu, daß ein wichtiges Charakteristikum von Stereotypen und Vorurteilen ihre weite Verbreitung und ihr hoher Bekanntheitsgrad ist, dann ist es naheliegend, die zur Kennzeichnung von Gruppen verwendeten Merkmale in den Vorurteilen und Stereotypen als Generalisierungen über die Mitglieder dieser Gruppe aufzufassen. Da in der Regel über die Verteilung dieser Merkmale ein relativ großes Ausmaß an Konsens herrscht und die verwendeten Merkmale jeweils nur spezifisch für eine Gruppe verwendet werden, gibt es offensichtlich eine Reihe guter Gründe, Stereotype und Vorurteile als Basisraten zu verstehen. Aussagen über einzelne Mitglieder einer sozialen Gruppe werden vor allem dann auf der Grundlage von Basisraten gemacht, wenn über die einzelnen Personen keine weiteren Informationen vorliegen, die man zu ihrer Beurteilung verwenden könnte. Ergebnisse empirischer Untersuchungen bestätigen eine derartige Konzeption von Stereotypen als Basisraten, zeigen aber auch gleichzeitig, daß zusätzliche Informationen über einzelne Gruppenmitglieder (sog. individuierende Informationen) die Wirkung der Gruppenstereotype überlagern bzw. außer Kraft setzen können - jedoch nur unter bestimmten Bedingungen.
Literatur
Beckett, N.E. & Park, B. (1995). Use of category versus individuating information: Making base rates salient. Personality and Social Psychology Bulletin, 21, 21-31.
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