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Psychologielexikon

Überarbeitete Ausgabe

Psychologielexikon

Bewegungszeit

Autor
Autor:
Julia Schneider-Ermer

Bewegungszeit, die Zeit vom Beginn bis zum Ende einer Bewegung (oder Teilbewegung) und eine der wichtigsten abhängigen Variablen in der Psychomotorik. Da Beginn und Ende einer Bewegung prinzipiell nicht durch Unstetigkeiten irgendeiner Art gekennzeichnet sind, enthält die Messung der Bewegungszeit ein gewisses willkürliches Element: An einem im Prinzip beliebig definierten Punkt im Verlauf des allmählichen Übergangs von Nicht-Bewegung zu Bewegung muß die Zeitmessung beginnen, und an einem ebenfalls im Prinzip beliebig definierten Punkt beim Übergang von Bewegung zu Nicht-Bewegung muß sie enden. Ein zentrales Merkmal der Bewegungszeit ist, daß sie nicht proportional zur Weite einer gezielten Bewegung oder zur Größe einer figuralen Bewegung (z.B. Zeichnen einer Figur, Schreiben eines Buchstaben) ansteigt, sondern zur Konstanz neigt oder in speziellen Fällen sogar konstant bleibt. Für Zielbewegungen wird dieser Sachverhalt durch das Fitts’sche Gesetz gekennzeichnet. Für figurale Bewegungen wurde in den 30er Jahren ein allerdings weniger bekanntes "Gesetz der konstanten Figurzeit" beschrieben: Die Zeit, die man für das Zeichnen einer Figur benötigt, ist fast unabhängig von deren Größe. Ein wesentlicher Faktor für die konstante Figurzeit (in der englischsprachigen Literatur als "isochrony" bezeichnet) ist die Abhängigkeit der Bewegungsgeschwindigkeit vom Krümmungsradius. Bei der Vergrößerung einer Figur werden auch die Krümmungsradien größer, und entsprechend steigt die Geschwindigkeit. Der Zusammenhang zwischen Geschwindigkeit und Krümmungsradius ist auch in umgekehrter Richtung wirksam: Es ist praktisch unmöglich, Kreise, die einen konstanten Krümmungsradius haben, mit variabler Geschwindigkeit zu zeichnen, ohne daß die Kreise verformt werden (außer natürlich bei sehr kleinen Geschwindigkeiten).

Die Bewegungszeit kann willkürlich kontrolliert werden. Bei kürzeren Bewegungszeiten ist die zeitliche Präzision generell höher, d.h. ihre Variabilität ist kleiner als die längerer Bewegungszeiten. Bei vielen Bewegungen geht eine Variation näherungsweise mit einer proportionalen zeitlichen Dehnung und Stauchung der gesamten Bewegung einher, zumindest über kurze Abschnitte des Bewegungsverlaufs (Psychomotorik).

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