Oberbegriff für die durch menschliche Eingriffe hervorgerufenen züchterischen Veränderungen an Haustieren, aber auch an frei gehaltenen, jedoch vom Menschen in ihrer Zuchtwahl beeinflußten Arten (die lappländischen Rentiere leben weitgehend frei, doch weisen sie deutliche Domestikationserscheinungen auf, weil die aggressiveren Männchen von der Fortpflanzung ausgeschlossen werden). Typische Folgen der Domestikation sind Einbußen an Aggres-sions- und Fluchtbereitschaft, weniger genaues Ansprechen von Instinkten und angeborenen auslösenden Mechanismen (AAM), körperliche Veränderungen im Sinn einer «Verkind-lichung» (Infantilismus), deutlich zum Beispiel in der Kurzschädeligkeit vieler Hunderassen, verglichen mit den Wildformen, oder die reichlichere Ansammlung von Unterhautfettgewebe bei vielen Haustieren. Der Begriff der Domestikation für körperliche und seelische Eigentümlichkeiten des Menschen scheint fragwürdig, da es hier keine planmäßige züchterische Veränderung gab (das wichtigste Instrument der Züchtung, die Inzucht, ist sogar durch das Inzestverbot ausgeschlossen) und kulturelle Neuerwerbungen immer erst ein Stück instinktiver Steuerung überflüssig machen mußten, ehe es allmählich seine Bedeutung verlor.
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