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Psychologielexikon

Überarbeitete Ausgabe

Psychologielexikon

Effektstärke

Autor
Autor:
Katharina Weinberger

Indikator für die Bedeutsamkeit von Untersuchungsergebnissen. Bei den meisten statistischen Prüfungen von Untersuchungshypothesen werden Wahrscheinlichkeitstests verwendet. So wird ermittelt, ob sich der in der Stichprobe beobachtbare Zusammenhang oder Mittelwertsunterschied gegenüber dem Zufall absichern und auf die Grundgesamtheit generalisieren läßt. Implizit wird im positiven Fall davon ausgegangen, daß bedeutsame Ergebnisse vorliegen. Allerdings hängt die Absicherbarkeit gegen den Zufall nicht nur von der Existenz und Stärke von Effekten ab, sondern auch von der Stichprobengröße, dem Signifikanzniveau und der Power des Tests. So sind in sehr großen Stichproben (N > 500) minimale Zusammenhänge oder Mittelwertsunterschiede statistisch signifikant, Verfahren auf Intervallskalenniveau verfügen über eine größere Power als auf Ordinaldatenniveau usw.

Statistische Signifikanztests reichen deshalb nicht aus, um die Bedeutsamkeit von Untersuchungsergebnissen beurteilen zu können. Hierfür müssen zusätzlich Effektstärkemaße herangezogen werden, die die Größe von Auswirkungen quantifizieren. Bei der Integration von Resultaten verschiedener Untersuchungen (Metaanalysen) sind diese unverzichtbar. Die bekanntesten Effektstärkemaße stellen der Korrelationskoeffizient r als Maß des Zusammenhangs und das Differenzmaß d als Maß von Mittelwertsunterschieden dar. Nach Cohen (1988, S. 82) gelten Zusammenhänge unter r = .10 als unbedeutend, ab r = .30 als mittel und ab r = .50 als groß. Das Differenzmaß d wird über Mittelwerte und eine Streuung, in der Regel die der Kontrollgruppe oder der ersten Messung, gebildet. Differenzen unter d = 0,20 gelten als vernachlässigbar, ab 0,50 als mittel und ab 0,80 als groß.



Daneben existiert noch eine Vielzahl anderer Maße (Korrelationsdifferenzen, multiple Korrelationen, Chi-Quadrat-Tests usw.).

Die inhaltliche Bedeutsamkeit von Effekten und vor allem ihr Nutzen hängen aber nicht ausschließlich von konventionalisierten Grenzwerten ab. So kann ein Effekt von d = 0,10 durch Trainingsprogramme bei Bewerbern, die nahe einer Ausschlußgrenze liegen, sehr bedeutsam sein. Medikamente mit geringen lebensverlängernden oder die Lebensqualität steigernden Wirkungen sind für die Betroffenen äußerst wichtig. Vor Effektberechnungen sollten deshalb aufgrund inhaltlicher Erwägungen adäquate Effektgrößen festgelegt werden.

Literatur

Bortz, J. & Döring, N. (1995). Forschungsmethoden und Evaluation. Berlin: Springer.

Cohen, J. (1988). Statistical power analysis for the behavioral sciences. Hillsdale: Erlbaum.


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