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Psychologielexikon

Überarbeitete Ausgabe

Psychologielexikon

Integration

Autor
Autor:
Katharina Weinberger

Herstellung einer Einheit. In der Psychologie des Franzosen Pierre Janet (t 1947) wird die Integration aller seelischen Kräfte zum zentralen Begriff. Er verstand die Hysterie als Symptom mangelnder oder schwankender Integration. Ähnlich dachte auch der deutsche Psychologe Erich Jaensch (t 1940). Er sah die Geschichte des Kindes und des Jugendlichen als Entwicklung von einer vorherrschenden Verhaftung mit der Außenwelt, Integration nach außen, zu immer stärkerem inneren Zusammenschluß und einem von dorther gesteuerten Handeln, Integration nach innen. Der Psychologe und Philosoph Philipp Lersch (t 1972) ging davon aus, daß »die unterscheidbaren Teile des seelischen Ganzen« einander so durchdringen und beeinflussen, daß sie »in der Form strenger gegenseitiger Ausschließlichkeit gar nicht gedacht werden« könnten. Nach psychoanalytischer Auffassung würde man eher von einer Dynamik sprechen, das heißt von einem Kräftespiel, in dem es ebenso Widersprüche und gegenseitige Hemmungen gibt wie Summierungen. Meist versteht man unter »Integration« eher ein soziales und sozialpsychologisches Phänomen. Dann handelt es sich um die Eingliederung eines Einzelnen in eine Gruppe oder einer eigentümlichen Gruppe in die Gesellschaft. So bemüht man sich heute, einen straffällig gewordenen Menschen nach seiner Haft zu »resozialisieren«, oder einen Kranken, der lange in einer (geschlossenen) Anstalt verweilen mußte, zu »rehabilitieren«, das heißt, alles zu tun, um die Wiedereingliederung in die Gesellschaft zu ermöglichen (vgl. Gefangenschaft u. Rehabilitation). Ein modernes Beispiel für die Integration von Gruppen ist der Anpassungsprozeß, dem Gastarbeiter aus Ländern mit fremder, industriell zurückgebliebener Kultur in den Industriestaaten unterworfen sind. Nicht nur hängen sie oft so an ihren Traditionen, daß sie sich selbst der vollen Eingliederung widersetzen; sie werden auch von den Angehörigen ihrer Wirtsvölker so sehr als fremd empfunden, daß man sie nicht wirklich in die Gemeinschaft aufnehmen mag. Wenn man sie integrieren wollte, müßte man ihnen nicht nur ökonomisch oder sozial die gleichen Chancen einräumen wie den eigenen Volksangehörigen, man müßte sie auch in das Gefühl einschließen, das die Nation eint. In den Vereinigten Staaten zeigt sich, daß die älteren Einwandererschübe (aus England, Deutschland, Skandinavien) inzwischen vollkommen eingeschmolzen worden sind, während spätere Gruppen (die Polen, die Italiener, neuestens die Puertorikaner) sich zum Teil noch deutlich als Minderheiten erkennen lassen.

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