auch strukturale Hermeneutik genannt, ist ein von Ulrich Oevermann seit den 70er Jahren entwickeltes, inzwischen weit verzweigtes Konzept zur qualitativen Text- und Bildanalyse, das darauf abzielt, die "objektiven" Bedeutungsstrukturen jenseits der subjektiv intendierten Sinngehalte herauszuarbeiten. In der bekanntesten Variante der Textauslegung, der Sequenzanalyse, wird die Auswertung von einer Gruppe vorgenommen, die gedankenexperimentell zunächst alle möglichen Bedeutungen einer Textstelle zusammenträgt, bevor sie diese vor dem Hintergrund des tatsächlichen Entstehungskontextes reflektiert. In einem weiteren Schritt wird - ebenfalls gedankenexperimentell - der Fortgang der nächsten Textsequenz entworfen und mit dem tatsächlichen Fortgang verglichen. Auf diese Weise entsteht Zug um Zug ein Bild der objektiven Strukturen.
Literatur
Reichertz, J. (1986). Probleme qualitativer Sozialforschung. Die Entwicklungsgeschichte der objektiven Hermeneutik. Frankfurt a.M.: Campus.
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