Tendenz zu einer Abwertung von verlorenen und einer Aufwertung von verfügbaren Optionen, wenn man in einer Wahlsituation keine Freiheit erwartet, und es geht etwas verloren, dessen Besitzer man potentiell hätte werden können. Analog zum Fuchs in der berühmten Fabel neigt man beim Saure-Trauben-Effekt dazu, das abzuwerten, was man ohnehin nicht haben kann. Hierbei ist die nicht vorhandene Freiheitserwartung der entscheidende Moderator, der zwischen dem Auftreten von Reaktanz und dem Saure-Trauben-Effekt vermittelt. Im Saure-Trauben-Effekt zeigt sich der Versuch der Person, kognitive Dissonanz zu reduzieren. Dies wird in folgender experimenteller Anordnung deutlich: Versuchspersonen sollen vier CDs nach ihrer Beliebtheit in eine Rangfolge bringen. Einem Teil der Probanden wird angekündigt, daß sie nach dem Experiment eine der CDs auswählen und behalten können. Die anderen Personen erfahren, daß der Versuchsleiter ihnen nach dem Experiment eine der CDs schenken wird. Somit ist in der ersten Bedingung die Freiheitserwartung gegeben, in der zweiten aber nicht. Der zweite Teil des Experiments findet einige Tage später statt. Bei diesem Termin erfahren die Probanden zunächst, daß sie die CD auf dem dritten Rangplatz nicht bekommen können, da sie vergriffen sei. Nach dieser Information sollen die Probanden die CDs erneut bewerten. Bei dieser zweiten Bewertung zeigen sich für die unterschiedlichen Probandengruppen unterschiedliche Veränderungen gegenüber der ersten: Wer erwartet, frei wählen zu können, neigt zum typischen Reaktanz-Effekt. In dieser experimentellen Gruppe steigt die nicht mehr verfügbare CD in ihrer Attraktivität und nimmt nun einen höheren Rangplatz ein. Wer dagegen erwarten muß, daß der Versuchsleiter die CD auswählt, erlebt keine Reaktanz. In dieser Gruppe sinkt die nicht mehr verfügbare CD sogar in ihrer Attraktivität weiter in Richtung des letzten Rangplatzes.
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