im weiteren Sinne (phylogenetisch) die Entwicklung der menschlichen Sprache in der Evolution, in der Regel aber im engeren Sinne (ontogenetisch) der individuelle Spracherwerb: Im Interaktionsprozeß mit den primären Bezugspersonen entfaltet das Kind über verschiedene Entwicklungsphasen sowohl seine linguistische als auch seine kommunikative Kompetenz (Spracherwerb, Spracherwerbstheorien). Sprache wird den sog. sekundären Hirnfunktionen zugeordnet und fügt sich als Funktionsnetz in das bereits fertige Gerüst der primären Hirnfunktionen ein. Daher sind eine ganze Reihe von Hirnregionen an der Sprachfunktion beteiligt: Für die Sprachmotorik läßt sich das Broca-Zentrum in der unteren Stirnwindung des Großhirns (Pars operacularis des Gyrus frontalis inferior) identifizieren. Das Wernicke-Zentrum in der oberen Schläfenwindung (hinterer Abschnitt des Gyrus temporalis superior) ist zuständig für die Sprachsensorik. Die Heschl-Querwindung in der ersten oberen Schläfenwindung (im Gyrus temporalis transversus anterior) stellt das Hörzentrum dar. Für Lesen und Schreiben ist zum einen das Djerin-Zentrum in der sprachoptischen Region des Gyrus angularis bedeutsam. Zum anderen sind aber auch der Gyrus frontalis medius und der Gyrus centralis anterior (Gyrus praecentralis) relevant; letztere sind für die Schreibmotorik zuständig. Im Säuglingsalter sind beide Hirnhälften noch gleichwertig. Im Verlauf der ontogenetischen Hirnreifung entwickelt sich aber bei Männern stärker als bei Frauen eine zerebrale Hemisphärendominanz. So ist bei Erwachsenen, insbesondere bei Rechtshändern, die linke Hemisphäre für die Sprachfunktion wesentlich wichtiger als die rechte. Rechts- oder Linkshändigkeit (Lateralität) betrifft die motorischen, visuellen und auditiven Bereiche und kann ererbt oder erworben sein. Ab dem Alter von neun Monaten bis zum fünften Lebensjahr beginnt sich die Lateralität herauszubilden.
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