Bezeichnung für Phänomene, bei denen der Wahrnehmungseindruck von bestimmten Erwartungen abweicht. Diese Erwartungen werden dabei zumeist durch eine elementare physikalische Beschreibung des Reizes bestimmt (z.B. Müller-Lyersche Täuschung). Steht die Wahrnehmung nicht in Einklang mit einer solchen Beschreibung, wird sie als illusionär oder Wahrnehmungstäuschung bezeichnet. Der Vergleichsmaßstab für die Wahrnehmungstäuschungen ist also zumeist ein fiktives veridikales und unmittelbares Wahrnehmen der physikalischen Situation, womit verkannt wird, daß es nicht Aufgabe des Wahrnehmungssystems ist, eine lokale, physikalisch korrekte Beschreibung des physikalischen Inputs zu erlauben (Wahrnehmung). Wahrnehmungstäuschungen waren zwar historisch Anlaß, sich erstmals mit der Natur der Wahrnehmung theoretisch zu beschäftigen, doch hat sich mit wachsender Theoriebildung das naive Bild eines lokalen physikalischen Vergleichsmaßstabes für die Wahrnehmung und eine alltagspsychologische, prätheoretische Klassifikation der Wahrnehmungsphänomene in normale und illusionäre als hinderlich für ein Verständnis der Prinzipien der Wahrnehmung erwiesen. In welchem Maße ein Wahrnehmungsphänomen als erklärungsbedürftig angesehen wird, hängt alleine davon ab, wie gut es sich mit gegenwärtig verfügbaren theoretischen Vorstellungen in Einklang bringen läßt.
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