ANOVA-Modell, Abk. für ANalysis Of VAriance-Modell. Stellen wir uns vor, eine Person bricht in Freude aus, wenn sie einen Sonnenuntergang im Ruhrgebiet beobachtet. Der Alltagsmensch und mit ihm der Attributionsforscher kann die Frage stellen, worauf diese Freude zurückzuführen ist (Attribution). Geht die Freude darauf zurück, daß es ein einmaliger Sonnenuntergang gewesen ist, der nur im Ruhrgebiet auftritt? Oder handelt es sich um eine Person, die ganz leicht in Begeisterung gestürzt werden kann und deshalb auf jeden noch so durchschnittlichen Sonnenuntergang mit Begeisterung reagiert? Kelley (1967) hat nun das ANOVA-Modell entwickelt, mit dem die Richtung der Zuschreibung (Attributionsrichtung) vorhergesagt werden kann (ANalysis Of VAriance). Dazu berücksichtigt er drei Dimensionen: Distinktheit, Konsensus und Konsistenz. Distinktheit beinhaltet unterschiedliche Situationen bzw. Reize, Konsensus betrifft die übereinstimmende Reaktion unterschiedlicher Personen, und Konsistenz betrifft die zeitliche Stabilität. An dem o.g. Beispiel "Sonnenuntergang" lassen sich Distinktheit und Konsensus erläutern. Die Distinktheit ist hoch, wenn die Freude nur im Ruhrgebiet auftritt, jedoch nicht bei Sonnenuntergängen in anderen Gebieten dieser Welt. Ein hoher Konsensus ist dann gegeben, wenn nicht nur eine Person begeistert reagiert, sondern alle Personen, die Zeugen eines bestimmten Sonnenunterganges werden. Nun lassen sich zwei paradigmatische Attributionsmuster unterscheiden: Bei hoher Distinktheit, hohem Konsensus und hoher Konsistenz über die Zeit wird typischerweise external auf äußere Umstände attribuiert. In unserem Beispiel bedeutet das, daß nur ein bestimmter Sonnenuntergang Begeisterung auslöst, dies aber mit Zuverlässigkeit bei allen Beobachtern und zu allen Zeitpunkten. Umgekehrt sollte auf die Person attribuiert werden, wenn die Distinktheit niedrig, der Konsensus niedrig ist und die Konsistenz hoch sind. Das ist dann der Fall, wenn eine Person wahllos unterschiedliche Sonnenuntergänge mit Begeisterung verfolgt, wenn andere Personen sich nicht so verhalten und wenn das Verhalten der Person mit hoher Konsistenz über die Zeit auftritt.
Literatur
Kelley, H.H. (1967). Attribution theory in social psychology. In D. Levine (Ed.), Nebraska symposium on motivation (vol. 15, pp. 192-238). Lincoln, NE: University of Nebraska Press.
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