Aphasie, Verlust der Sprache oder Teilfunktionen der Sprache als Folge linksseitiger Läsionen des Gehirns, z.B. aufgrund von Unfällen oder Schlaganfällen. Unterschieden werden Ausfälle im motorischen Bereich (Broca-Aphasie, häufig gekennzeichnet durch Unfähigkeit zu flüssiger Artikulation, Telegrammstil, Agrammatismus), Schwierigkeiten im Sprachverständnis (Wernicke-Aphasie), Leitungsaphasie (Schwierigkeiten beim Nachsprechen) oder totale Aphasie. Noch nicht ganz geklärt ist, wieweit expressive und rezeptive aphasische Störung korrespondieren. Hypothesen zum Sprachabbau sind u.a. die zunehmende Reduzierung von Komplexität, die sprachliche Regression auf Kindheitsstadien, die Ökonomie (alles nicht unbedingt Nötige wird weggelassen) oder die Störung der lautsymbolischen Fähigkeiten. Nach der Pitresschen Regel tauchen bei mehrsprachigen Aphasikern zuerst die Funktionen der vertrauteren Sprache wieder auf. Die Aphasie zieht Kommunikationsschwierigkeiten, zuweilen auch depressive Verstimmungen nach sich (Depression). Zur Differentialdiagnose und Feststellung der Schwere der Störung wird u.a. der Aachener Aphasie Test verwendet. Als Therapiemethoden haben sich Deblockierungsmethoden (vorsichtiges Herantasten über mit dem gesuchten Wort verbundene Begriffe) oder Umwegmethoden (Nutzung von Ebenen und Kanälen, die von dem blockierten Wort abweichen, z.B. durch Nutzung von Computern) vor Versuchen, neu zu lernen, durchgesetzt. Auch Trainings im Bereich der Linguistik und der Symbolfähigkeit haben sich bewährt. Die Therapie in der Klinik ist der angeleiteten Therapie durch Laien zu Hause nicht überlegen.
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