»Rückschritt«, in der Psychoanalyse der Rückfall in eine kindliche Form der Triebbefriedigung (Infantilismus). Wenn in der frühen Kindheit eine Phase der Sexualentwicklung durch eine neue abgelöst wird, kann es geschehen, daß die Befriedigung daraus nicht mit der früheren Schritt hält, oder auf größere Schwierigkeiten stößt. Dann kehrt das Kind in die frühere Phase zurück, etwa aus der phallischen in die anale, aus der analen in die orale. Diese Neigung bleibt aber noch weit über die Kindheit hinaus erhalten. Immer wenn die gegenwärtigen Befriedigungen nicht ausreichen, liegt der Rückfall in ein kindliches Stadium nahe. Besonders auffallend sind die Regressionen im höheren Alter, in dem die Befriedigungen der Reifezeit sich nicht mehr ohne weiteres erreichen lassen. Hierher gehören die Neigungen des alternden Mannes zu Voyeurismus, Exhibitionismus und Pädophilie (erotischer Liebe zu Kindern). Am weitesten geht der Rückschritt, wenn er die Prägung der Sexualität überhaupt aufhebt und die ungerichtete, »polymorph-perverse« Anlage wiederherstellt (vgl. Perversion). Die Regression kann aber auch die Liebeserwartungen betreffen, die dann wie beim kleinen Kinde auf eine Zuwendung gerichtet sind, die selbstverständlich gewährt wird, ohne daß sie durch Gegenliebe und Leistung verdient werden müßte. Auch das einseitige Schutzbedürfnis, das sich einst an die Eltern band, wird zur Regression, wenn es bei einem Erwachsenen alle anderen Lebensinteressen überwiegt. Ein Rückfall in kindliche Auffassung ist es endlich, wenn ein Erwachsener wieder dem Lustprinzip, dem Wunschdenken und dem verwandten Glauben an Magie verfällt.Rückkehr zu früheren Erlebnisweisen, Formen der Triebbefriedigung oder der Bewältigung von Reizen. Ein Mädchen, das nach dem Verlust ihres ersten Freundes übermäßig zu essen beginnt («Kummerspeck»), zeigt eine Regression auf die orale Phase. Eine solche Regression setzt eine vorangegangene Fixierung voraus. Regression ist meist auch ein Schritt von wirklichkeitsorientierten, logisch kontrollierten Denkvorgängen zum bildhaft-symbolischen Erleben, vom Sekundärvorgang zum Primärvorgang (Phantasie). Deshalb ist es notwendig, zwischen gutartigen Formen einer «Regression im Dienst des Ich» (etwa beim Künstler, der seine Phantasie frei wirken läßt und anschließend das Gestaltete kritisch prüft) und bösartigen Formen der Regression in seelischen Krankheiten zu unterscheiden.
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