die »Festlegung« gewisser Gefühle auf einen bestimmten Eindruck oder eine begrenzte Vorstellung. Die Psychoanalyse hat ermittelt, daß das Verhalten und Empfinden jedes erwachsenen Menschen zu großen Teilen auf Fixierungen an Kindheitserlebnisse zurückgeht. Das kleine Kind durchläuft in der Entwicklung seiner Sexualität drei Phasen, die orale, die anale oder anal-sadistische und die phallische, ehe die Latenzzeit eintritt. Wenn die oralen, also durch den Mund vermittelten Lusterfahrungen besonders stark waren, und die nächste Phase, die anale mit ihrer innigen Beziehung zum After und seinen Ausscheidungen, nicht ebensoviele Befriedigungen bietet, findet eine Fixierung an die erste Phase statt. Das gleiche kann bei dem Übergang aus der analen in die phallische Phase geschehen, deren Zentrum das männliche Glied oder die Klitoris als sein kleineres Äquivalent bildet. Solche Fixierungen verhindern, daß sich die Partialtriebe, die in den Kindheitsphasen jeweils den Vorrang haben, voll dem Genital-Primat unterordnen. Dann tragen sie nicht nur, wie es normal wäre, zur sexuellen Vorlust bei, sondern nehmen ein unverhältnismäßig großes Interesse in Anspruch oder werden gar zum Mittelpunkt einer Perversion. Werden gerade diese Teiltendenzen als bedrohlich unterdrückt und verdrängt, können sie sich in krankhaften Symptomen Ausdruck verschaffen; sie tragen zu einer Neurose bei. Oft sind Fixierungen aber sehr viel enger bestimmt. So scheint die Fixierung auf einen Fetisch meist auf ein einzelnes Erlebnis zurückzugehen, in dem dieser Fetisch eine hervorragende Rolle gespielt hat. Solche Erfahrungen muten vielfach sehr banal an, und darin zeigt sich, daß die Erinnerung an den Eindruck eine Deckerinnerung ist, die für andere, ähnliche, frühere und wichtigere Eindrücke steht. Die Fixierung so vieler Männer an das Imago der Mutter, so vieler Frauen an das des Vaters, setzt sich aus einer Fülle von Eindrücken zusammen und hat auch die Ambivalenz in sich aufgenommen, die in dem ursprünglichen Verhältnis bestand. Andere Fixierungen beziehen sich auf einen Konflikt und die Art, wie er ausgetragen oder ungelöst geblieben ist. In der Kindheit war man diesem Konflikt nicht gewachsen; er wurde verdrängt. Im Unbewußten bleibt er nun so riesengroß wie damals, obwohl sich doch die realen Verhältnisse inzwischen erheblich verändert haben. Diese unbewußte Fixierung bewirkt, daß man jeder Situation, die der ursprünglichen irgendwie ähnelt, in gleicher Weise wie damals begegnet: man erliegt einem Wiederholungszwang. Daß sich hinter einer Fixierung ein Konflikt verbirgt, zeigt sich auch an den sogenannten fixen Ideen, die von einem relativ harmlosen Spleen oder einer nebensächlichen Marotte oder auch dem übergroßen Interesse an einem Steckenpferd bis zu einer Überwert-Idee, einer Ideologie oder gar einer Wahnvorstellung (Paranoia) reichen können. Nie sind sie so eingleisig, wie sie erscheinen. Immer stellen sie eine Art Flucht dar, die es ermöglicht, die eigene Unsicherheit hinter der Fixierung zu verbergen.Festlegung, Starre, mangelnde Flexibilität. In der Psychoanalyse wird der Begriff zusammen mit dem der Regression verwendet, um einen Vorgang zu beschreiben, bei dem die seelische Entwicklung an Punkte zurückkehrt, die besondere Bedeutung für den Betroffenen gewonnen hatten. Ausschlaggebend für eine Fixierung scheint dabei eine mittlere Stärke der Frustration eines Bedürfnisses. Sie führt dazu, daß ein Überschuß an Bedürftigkeit entsteht. Unter ungünstigen Umständen (etwa der Abweisung durch die Familie) wird dieser Überschuß verdrängt, was zu einem Fortbestehen der Bedürftigkeit im Unbewußten führt. Ein Kind, das zu wenig orale Befriedigungsmöglichkeiten fand (schnelles Nähren mit zu weitem Flaschensauger, eventuell verbunden mit großer oraler Bedürftigkeit), wird seine Fixierung an diesen Antriebsbereich später durch Daumenlutschen (Fingerlutschen), Fettsucht oder auch durch starkes Rauchen ausdrük-ken. Wer die Fixierung an die orale Phase vollzogen hat, wird später bei Frustrationen zu diesen Befriedigungsmöglichkeiten zurückkehren (Regression) und zum Beispiel mehr essen, wenn eine Verlobung platzt, oder mehr rauchen, wenn er im Beruf überfordert wird. Kinder, die extrem schwere Versagungen während der oralen Periode erleiden, lutschen hingegen nicht mehr am Daumen, sie sind zurAutoerotik unfähig geworden.
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