auditive Wahrnehmung, auch: auditives System, auditorisches System, Wahrnehmung von Schall - oder genauer: Wahrnehmung von Objekten und Vorgängen durch den von ihnen erzeugten Schall. Schall wird durch Schwingungen der Luftmoleküle übertragen, die das auditorische System stimulieren. Menschen können solche Schwingungen nur bei Frequenzen zwischen 20 und 20.000 Hertz (Schwingungen pro Sekunde) hören. Amplitude, Frequenz und Komplexität (Obertonspektrum) der Schwingungen der Luftmoleküle werden als Lautstärke, Tonhöhe und Tonreinheit (Klangfarbe) empfunden. Reine Töne, d.h. reine Sinusschwingungen, kommen wohl nur in Laboratorien und Aufnahmestudios zustande. Im wirklichen Leben setzen sich Töne immer aus komplexen Schwingungsmustern zusammen.
Die in jedem Ohr eintreffenden Signale werden über die Axone des Hörnerven in den ipsalateralen und kontralateralen auditorischen Cortex geleitet. Der auditorische Cortex sucht gleichsam jedem sensorischen Input einen Sinn dadurch zu geben, daß es mit ihm eine Geschichte über die Beschaffenheit der Außenwelt verbindet. Der sensorische Input selektiert oder "triggert" also eine "Außenwelt-Geschichte". Der auditive Sinn dient folglich (wie auch die anderen Sinne) nicht zur "Abbildung" der Welt, sondern lediglich als Stichwortgeber für die Selektion einer bereits im Gehirn vorhandenen "Außenwelt-Geschichte" (Wahrnehmung). Die langfristige Folge einer Schädigung des autidorischen Cortex führt offensichtlich zu Worttaubheit, bei der das Erkennen von Sprache gestört ist, ohne daß die Fähigkeit verlorengeht, einzelne Geräusche wahrzunehmen.
Literatur
Pinel, J. P. J. (1997). Biopsychologie. Heidelberg: Spektrum.
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