Bartlett, Sir Frederic Charles, 1886-1969, britischer Kognitionspsychologe bereits lange vor der Kognitiven Wende, entwickelte 1932 eines der ersten Gedächtnismodelle (Gedächtnis) und war Mitherausgeber des British Journal of Psychology. Das Gedächtnis sei zwar nicht in der Lage, die Erinnerung aller Details eines Erlebnisses zu bewerkstelligen, könne aber das Wesentliche der Situation rekonstruieren und eine kodierende Zusammenfassung des Erlebnisses in Form eines Schemas speichern (Schematheorie). Bartlett widmete sich außerdem intensiv den Prozessen, die der Sprachverarbeitung unterliegen. Seine Untersuchungen erfolgten meist unter möglichst realitätsnahen Bedingungen. So erzählte er seinen Probanden Kurzgeschichten und ließ sie nach unterschiedlich langen Zeiträumen von ihnen rekonstruieren. Die mit zunehmender verstrichener Zeit infolge des Vergessens spezifischer Inhalte immer kürzer ausfallenden Berichte wurden von den Versuchspersonen ausgeschmückt. Die dazu verwendeten Informationen teilte Bartlett in sechs Gruppen ein: in die erste Kategorie (omissions) fallen Auslassungen spezifischer bzw. als unpassend empfundener Fakten, während die zweite Gruppe (rationalizations) die Hinzufügung für sinnvoll erachteter Inhalte umfaßt. Die dritte Kategorie (dominant theme) beinhaltet die Einfügung subjektiv bedeutsamer Themen, während die vierte Gruppe (transformation of information) die Ersetzung wenig bekannter Wörter durch bekanntere bezeichnet. Gruppe 5 (transformation of sequence) beinhaltet eine Veränderung der Reihenfolge von Inhalten. Schließlich drückt die sechste Kategorie (subject attitude) aus, daß die Einstellung einer Versuchsperson zum reproduzierenden Thema einen Einfluß auf die Güte der erbrachten Reproduktionsleistung hat.
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