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Psychologielexikon

Überarbeitete Ausgabe

Psychologielexikon

Compliance

Autor
Autor:
Sonja Margarethe Amstetter

Compliance, Therapiemitarbeit, hat als Begriff in den letzten zehn Jahren einen starken Bedeutungswandel erfahren. Ursprünglich ging der Compliance-Begriff davon aus, daß der Patient seinem Arzt / Therapeuten gegenüber zum "Gehorsam" verpflichtet ist. Diese asymmetrische Sicht darf als überholt gelten, da sie von einem unmündigen Patienten ausgeht, der "Befehle" im Rahmen der Behandlungsanforderungen umsetzen soll. Heute versteht man unter Compliance die Bereitschaft und die Fähigkeit des Patienten, an der Behandlung seiner Erkrankung aktiv mitzuwirken. Somit steht bei der Compliance (manchmal auch als "Adherence" bezeichnet) das eigenverantwortliche Handeln des Patienten und seine bewußte Einwilligung in die Behandlung im Mittelpunkt.

Besonders wichtig ist die Compliance bei chronischen Erkrankungen (z.B. Rückenschmerzen, chronische; Kopfschmerzen, chronische), da der Patient sein Bemühen um Mitarbeit langfristig, vielfach lebenslang aufrechterhalten muß. Eine solche langfristige Compliance setzt eine lebenslange Motivation und bezogen auf die vielfältigen Behandlungsanforderungen eine flexible Entscheidungskompetenz voraus.

Viele chronisch Kranke (z.B. Asthmatiker, Asthma; Herzkranke) weisen eine extrem schlechte Compliance auf, die vermutlich dadurch zu erklären ist, daß diese Patienten ihre Krankheit nicht ernst nehmen oder ein unangemessenes Krankheitsmodell aufweisen. Andere Patienten, z.B. Asthmatiker, schätzen den Nutzen der Therapie gering ein oder haben massive Ängste vor den Nebenwirkungen der Behandlung, die die Compliance reduzieren.

Das Ausmaß der Compliance wird durch Patientenbefragung, technische Registriergeräte, das Blutbild oder durch einfaches "Pillenzählen" (= Anzahl der verbrauchten Medikamente) erfaßt. Bei Patienten mit einer körperlichen Krankheit versucht man seit einigen Jahren, mit sogenannten Patientenschulungsprogrammen eine angemessene Krankheits- und Behandlungseinsicht zu vermitteln und damit die Compliance zu beeinflussen.

Unter psychologischen Gesichtspunkten ist es bedauerlich, daß sich die Compliance meistens auf die medikamentöse Compliance bezieht und nur selten die Bereitschaft berücksichtigt wird, auch den Lebensstil zu ändern (z. B. das Rauchen aufzugeben; Nikotin).

Literatur:

Petermann, F. (Hrsg.) (1998). Compliance und Selbstmanagement. Göttingen: Hogrefe.

Vorhergehender Fachbegriff im Lexikon:

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