die qualitative oder quantitative Auswertung von Materialien, die in der Regel nicht speziell zu Forschungszwecken hergestellt worden sind. Zu unterscheiden ist zwischen persönlichen und anderen Dokumenten. Seit Gordon W. Allports Bericht von 1942 "The Use of Personal Documents in Psychological Science" werden unter "persönlichen Dokumenten" in der ersten Person abgefaßte, d.h. aus der Sicht der Betroffenen erstellte, lebensgeschichtliche Dokumente verstanden, wie z.B. Tagebücher, Briefe und Erfahrungsberichte. Die interpretative Analyse solcher Materialien steht in engem Zusammenhang mit dem Beginn der allgemeinen sozialwissenschaftlichen Biographieforschung. Andere, von Dritten erstellte Dokumente sind z.B. Zeugnisse, Urkunden, behördliche Akten, Foto-, Film- und weitere Archivmaterialien, die für verschiedene psychologische und sozialwissenschaftliche Fragestellungen von Bedeutung sind.
Bei der Analyse ist der Entstehungskontext der verwendeten Dokumente zu berücksichtigen. Insbesondere ist zu untersuchen, zu welchem Zweck und für welchen Adressatenkreis das Dokument ursprünglich erstellt wurde und inwieweit Authentizität angenommen werden kann. Weiter ist der methodologische Status im Kontext der aktuellen Fragestellung zu klären: Dient ein Dokument der Illustration, der Ergänzung vorhandener Daten, oder ist es einzige Datengrundlage? Die konkreten Analysemethoden richten sich nach dem Typus des Dokumentes. So kommen bei schriftlichen Dokumenten verschiedene texthermeneutische Methoden ebenso in Frage wie statistische Auswertungen von Zahlenmaterialien. Für Film-, Bild- und Fotodokumente stehen verschiedene bildhermeneutische Methoden zur Verfügung, wie z.B. die kunstgeschichtliche Hermeneutik, die tiefenpsychologische Symboldeutung, die Semiotik oder die Objektive Hermeneutik.
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