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Psychologielexikon

Überarbeitete Ausgabe

Psychologielexikon

E-Mail

Autor
Autor:
Klaus-Dieter Zumbeck

Abk. für Electronic Mail. Das Mailen, also der zwischenmenschliche Austausch per E-Mail (auch: Mail) ist die wichtigste Form der zeitversetzten (asynchronen) computervermittelten Kommunikation, wie sie heute täglich millionenfach beispielsweise im Internet stattfindet. Eine E-Mail ist eine digitale Textbotschaft, die ähnlich wie ein postalischer Brief in einem Umschlag (Header) übermittelt wird, der unter anderem Absender, Datum und Empfänger enthält. Der Text der E-Mail kann durch Anhänge (Attachments) ergänzt werden, wenn man z.B. Grafiken oder Programme mitschicken möchte. E-Mail-Austausch spielt sowohl im Berufs- als auch im Privatleben eine immer wichtigere Rolle.

Im Vergleich zur Telefonkommunikation zeichnet sich der asynchrone E-Mail-Austausch durch Niederschwelligkeit aus: Man kann zu selbstgewählten Zeitpunkten rund um die Uhr unkompliziert Botschaften abschicken und empfangen, ohne die Gegenseite zu stören bzw. selbst gestört zu werden. Im Vergleich zum postalischen Briefkontakt (im Netzjargon: Snail Mail) ist der E-Mail-Austausch sehr viel schneller und erlaubt bei Bedarf einen Austausch mit derselben Person mehrmals täglich, wodurch etwa im beruflichen Kontext die Kooperation über Distanzen hinweg erleichtert wird und im privaten Kontext besonders enge Brieffreundschaften entstehen können. E-Mail-Kommunikation trägt durch Niederschwelligkeit und Geschwindigkeit Züge der Mündlichkeit, sie ist in Form und Inhalt informeller als der sonstige Schriftverkehr. So treten Abweichungen von den Regeln der Rechtschreibung und Zeichensetzung (z.B. durchgängige Kleinschreibung ohne Interpunktion), umgangssprachliche Wendungen, netzspezifische Ausdrucksmittel wie bestimmte Akronyme (z.B. LOL: Laughing Out Loud) oder Smileys als Hinweis auf Ironie, witzige oder persönliche Bemerkungen sowie spontane Kurzkommentare gehäuft auf.

Diese Enthemmung kann im positiven Fall Effizienz und Spaß bei der Kommunikation steigern, Kontaktaufnahme und persönliches Kennenlernen beschleunigen, bestehende soziale Netzwerke erweitern und verdichten und teilweise sehr enge Netzbeziehungen entstehen lassen. Andererseits ist die Enthemmung aber auch mit negativen Konsequenzen verbunden: Unsicherheiten und Mißverständnisse werden wahrscheinlicher, im Konfliktfall kommt es rasch zu besonders scharfen und eskalierenden Konfrontationen (Flaming: das Verschicken unüberlegter beleidigender Äußerungen, die dann schriftlich vorliegen). E-Mail-Kommunikation ist wie jede andere mediale Kommunikation besonders dann erfolgreich, wenn sie nicht gewohnheitsmäßig eingesetzt wird, sondern das Resultat einer bewußten Medienwahl ist, die aufgaben-, personen- und situationsbezogene Anforderungen reflektiert. Zudem ist es wichtig, daß die Beteiligten in ihrem E-Mail-Verhalten (z.B. Antwortgeschwindigkeit, Verwendung netzspezifischer Ausdrucksmittel) kompatibel sind. Die Popularisierung der E-Mail-Kommunikation hat dafür gesorgt, daß beziehungsinterne Kommunikationsprozesse in viel größerem Umfang als früher schriftlich dokumentiert vorliegen. Dies hat nicht nur Einfluß auf die Gestaltung und Entwicklung sozialer Beziehungen (z.B. durch die präzise Rekonstruierbarkeit vergangener Interaktionen), sondern auch auf die Beziehungsforschung, die nun teilweise als Online-Forschung stattfinden kann.



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