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Psychologielexikon

Überarbeitete Ausgabe

Psychologielexikon

Empfindung

Autor
Autor:
Anneliese Widmann-Kramer

Rohmaterial der Wahrnehmungen; seelische Erscheinung, die durch äußere, auf die Sinnesorgane einwirkende Reize ausgelöst wird, aber noch nicht durch Erfahrungseinflüsse zu einer Wahrnehmung geordnet ist. Die Unterscheidung zwischen Empfindung und Wahrnehmung wird allerdings vielfach nicht streng durchgeführt, obwohl sie einen wichtigen Schritt in der Erfassung von Reizen kennzeichnet. Wenn ein Kind zum erstenmal einen Apfel sieht, hat es die Empfindung eines roten Fleckes, die sich bei genauerer Betrachtung allmählich um die Empfindungen einer Kugelform, eines relativ schweren, festen, aber nicht ganz harten, duftenden Gegenstandes erweitert, endlich durch die Empfindungen beim Hineinbeißen, Kauen, Schlucken, Schmek-ken der Apfelstücke ergänzt wird. Aus allen diesen Empfindungen formt sich dann die Wahrnehmung «Apfel». Empfindungen können nach den Sinnesorganen geordnet werden, welche die Umweltreize aufnehmen. Die bekannten «fünf Sinne» Gesicht, Gehör, Geruch, Geschmack und Getast sind in der psychologischen Forschung weiter unterteilt worden, so das Sehen in Färb- und Formsehen, in Tages- und Dämmerungssehen, der Hautsinn in Druck-, Berührungs-, Wärme- und Schmerzsinn; dazu kamen Lage- und Bewegungssinne (Kinästhetik). Alle Sinnesorgane sind dadurch gekennzeichnet, daß sie nur eine Klasse von Empfindungen liefern. Weiter ist notwendig, daß der Reiz einen bestimmten Schwellenwert überschreitet. Es ist auch möglich, durch starke Reize unangemessene Empfindungen auszulösen (durch einen Schlag aufs Auge «Funkensprühen»), doch ist hier weit höhere Schwellenenergie notwendig. Die Empfindungen selbst kommen erst im Gehirn zustande. Es gibt zum Beispiel Menschen, die trotz vollständig leistungsfähiger Augen und Sehnerven nichts sehen, weil bestimmte Hirngebiete am Hinterkopf zerstört sind (Rindenblindheit). Andererseits kann man durch feine Drähte mit ganz schwachem elektrischem Strom bei Menschen, die durch Augenschäden erblindet sind, im Hinterhaupthirn Lichtempfindungen bewirken.

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