zunächst: die Sinneswahrnehmung für Eigenheiten der Nahrung, die durch die Zunge mitgeteilt wird. Die sinnliche Lust am Geschmack von Speisen und Getränken hängt eng mit der oralen Befriedigung zusammen, die im Mittelpunkt der ersten Phase der frühkindlichen Sexualentwicklung steht. Sie hat auch mit der Einverleibung zu tun, die sich bei manchen Naturvölkern als Kannibalismus äußert. Man glaubte, die Kräfte der Feinde in sich aufnehmen zu können, indem man sie verzehrte. Ähnlich ist es bei der »Toten«-Mahlzeit. Eine gewisse Entsprechung ist die sogenannte Identifikation, die eine seelische Einverleibung darstellt. Der Geschmackssinn ist recht unterschiedlich entwickelt. Die Vorliebe für bestimmte Speisen und Getränke geht häufig auf Kindheitsvorbilder zurück; das gilt noch mehr für scheinbar unvernünftig starke Abneigungen. Die Fähigkeit, Nahrung nach einem individuell bestimmten Geschmack zu unterscheiden, hat dem Wort wohl seinen übertragenen Sinn verliehen, als Bezeichnung für die Wertung ästhetischer Eindrücke. Als »guter Geschmack« gilt zwar die Neigung zu einer ausgewogenen, irgendwie geregelten »Schönheit«, die aber meist nur ein mildes Wohlbehagen auslöst. Über den Geschmack, der uns ganz persönlich begeistert, »läßt sich nicht streiten«.
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