das Gefühl der vollkommenen Befriedigung, im Gegensatz zur Unlust als einem störenden Reiz. Freud setzte »Lust« der Bedürfnislosigkeit gleich. Die Lust auf etwas, die Begierde, sah er als Vorlust in der Erwartung auf die endliche Befriedigung. Aber die Ruhe, die mit ihr eintritt, löst das Verlangen nach neuen Reizen aus, auch wenn sie zunächst als Unlust empfunden werden. Diese Störung treibt das Verlangen nach neuer Befriedigung, nach Lust als Frieden. In diesem Sinne strebt der Mensch nach Lust und will zugleich Unlust vermeiden oder überwinden. Er wird vom »Lustprinzip« beherrscht. Doch allmählich muß er erkennen, daß die spontane Befriedigung seiner Begierden ihm oft Schaden zufügen würde, und daß die Welt um ihn her anders ist, als er sie sich wünscht. Er muß sein Verlangen den Verhältnissen der Wirklichkeit anpassen, die Befriedigung auf einen besseren Zeitpunkt verschieben, sie in einem weniger ge fährlichen Ersatz suchen, also das Realitätsprinzip anerkennen. An seiner Vorstellung von einer Welt, wie er sie sich wünscht, kann er nur in seiner Phantasie festhalten, die er nicht mit einer Realität verwechseln darf, wie das ein Wahnkranker tut (vgl. Psychose) oder wie ein Träumer während des Traumes. Das Reich der Phantasie ist, nach einem Vergleich Freuds, wie ein Naturschutzpark von der Herrschaft des Realitätsprinzips ausgenommen. »Jenseits des Lustprinzips« liegen nach Freud andererseits die Äußerungen des Destruktionstriebes, so weit sie sich gegen die eigene Person wenden. Im erotischen Masochismus scheint sich ein Lustverlangen mit einem Streben nach Selbstzerstörung zu mischen. Noch der Todestrieb, also das Verlangen nach einer völligen und endgültigen Ruhe, einem »Nirwana«, kann als äußerster Ausdruck der Flucht vor störenden Reizen verstanden werden.
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