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Psychologielexikon

Überarbeitete Ausgabe

Psychologielexikon

entdeckendes Lernen

Autor
Autor:
Sonja Margarethe Amstetter

Form des Lernens, bei der im Gegensatz zu traditionellen Lehr-Lern-Formen zu erlernende Konzepte, Gesetzmäßigkeiten oder Vorgehensweisen nicht explizit dargeboten, sondern von den Lernenden selbst im Umgang mit Lernmaterial erschlossen werden. Das dabei zugrundeliegende Rationale ist, daß selbst (nach-) vollzogene Entdeckungen tiefer in den Wissensstrukturen der Lernenden verankert und besser nutzbar sind, vergleicht man dies mit vorgegebenen Lerninhalten, die dann oftmals nur oberflächlich verarbeitet und ohne tieferes Verständnis übernommen werden. Neben Vorteilen bei der Aneignung des konkreten Lernstoffes bietet entdeckendes Lernen zudem die Möglichkeit, allgemeinere Kompetenzen, etwa diejenigen des Testens von Hypothesen, des Strukturierens von Problembereichen usw. zu erwerben.

Wenngleich diese Annahmen aufgrund der Forschungslage sehr wohl begründet sind, so ergibt sich doch das gravierende Problem, daß entdeckendes Lernen ganz erhebliche Anforderungen an die Lernenden stellt. Entsprechend profitieren insbesondere Lernende mit profundem domänenspezifischen Vorwissen, hoher Intelligenz und niedriger Leistungsängstlichkeit (Mißerfolg) von dieser Lernform. Bei den übrigen Lernenden ist entdeckendes Lernen vielfach unökonomisch oder gar mit geringem Lernerfolg verbunden; diese brauchen, um zu guten Lernresultaten zu gelangen, geeignete Unterstützung beim entdeckenden Vorgehen. Entsprechend wird im Rahmen modernerer Konzeptionen entdeckenden Lernens meist ein angeleitetes Entdecken (guided discovery) realisiert. Beispielsweise wird den Lernenden beim Experimentieren mit computergestützten Simulationen ein Vorgehensschema vorgegeben, das zur Aufstellung, Begründung und kritischen Überprüfung von Hypothesen anleitet.

Literatur

Tamir, P. (1996). Discovery learning and teaching. In E. de Corte & F. E. Weinert (Eds.), International encyclopedia of developmental and instructional psychology (pp. 355-361). Oxford, UK: Pergamon.


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