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Psychologielexikon

Überarbeitete Ausgabe

Psychologielexikon

Gelb

Autor
Autor:
Klaus-Dieter Zumbeck

Aldhémar, 1887-1936, in Moskau gebürtiger Gestaltpsychologe, hatte in Berlin bei Carl Stumpf studiert und war ab 1915 als der erste Klinische Psychologe in Deutschland bei Kurt Goldstein im Hirnverletzten-Lazarett in Frankfurt tätig. 1924 wurde er Professor für Psychologie und Direktor des Psychologischen Instituts in Frankfurt, ab 1929 zusammen mit Max Wertheimer. 1931 trat er eine Professur für Psychologie und Philosophie in Halle an, die er 1933 als Jude niederlegen mußte. Während der Berufungsverhandlungen mit der Universität Stockholm starb er an Lungentuberkulose. Gelbs Untersuchungen der Hirnverletzungsfolgen wirkten sich auch auf die gestaltpsychologische Diskussion der Denkvorgänge aus. Beispielsweise geht auf ihn und Kurt Goldstein die Unterscheidung zwischen abstraktem und konkretem Denken zurück. "Konkret" wird z.B. bei der Darbietung eines Kreises ein Rad oder eine runde Tischplatte gesehen, "abstrakt" dagegen ein Kreis, eine geometrische Figur. Während ein Gesunder sich sowohl abstakt wie auch konkret verhalten kann, sind Menschen mit bestimmten Hirnverletzungen oder auch Kinder auf das konkrete Verhalten beschränkt. Weitere Arbeiten Gelbs befassen sich mit der Wahrnehmungspsychologie. So beschreibt das "Gelbsche Phänomen" die scheinbare Angleichung räumlicher an zeitliche Verhältnisse: Werden z.B. zwei gleich lange Strecken dargeboten, die durch drei aufeinander folgende aufleuchtende Lichtpunkte markiert sind, so wird die erste Strecke als länger empfunden, wenn das Intervall zwischen dem zweiten und dritten Aufleuchten länger ist als das erste.


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