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Psychologielexikon

Überarbeitete Ausgabe

Psychologielexikon

Meinung

Autor
Autor:
Sonja Margarethe Amstetter

eine allgemeine Einstellung oder wertende Äußerung, anders als das »Urteil« oft ohne nähere Kenntnis der Fakten oder Abwägen des Für und Wider. Solche Meinungen sind eher in der persönlichen Veranlagung, dem Charakter-Typ und der gefühlsmäßigen Erfahrung als in einer Verstandesarbeit begründet. So nähert sich die Meinung dem Vorurteil. Die Meinungsforschung untersucht die Einstellung der Bevölkerung zu den politischen Parteien, zu Tagesfragen, zu bestimmten Waren oder Reklame-Aktionen. Dabei handelt sie oft in gezieltem Auftrag. Befragt wird ein repräsentativer Querschnitt, der entweder absichtlich so ausgesucht wird, daß alle sozialen Gruppen ihrem relativen Anteil an der Gesellschaft entsprechend vertreten sind, oder der durch Zufall zustande kommt (»Raudom«). Diesem Personenkreis – meist etwa 2000 Menschen – werden genormte Fragebogen vorgelegt. Manchmal werden die Ergebnisse noch durch einheitliche Interviews ergänzt. Die Fragen müßten so formuliert sein, daß sie nicht schon eine Antwort enthalten, die als die erwartete aufgefaßt werden könnte. Sie dürften also keine Suggestiv-Fragen sein nach dem Muster »Finden Sie nicht auch, daß . . .«. Auf manche Fragen, die man gern stellen möchte, wäre kaum eine ehrliche Antwort zu erwarten. Dann werden sie um unwesentliche, aber auffallende Bestandteile ergänzt, so daß der Befragte den eigentlichen Sinn der Frage nicht gewahr wird. Da die Einzelantworten rechnerisch ausgewertet werden sollen, können sie nur Grundstimmungen erfassen, nicht aber differenzierte Urteile. Die persönlichen Motive hinter einer Meinung lassen sich so nicht ermitteln. Wenn die Ergebnisse einer Meinungsumfrage veröffentlicht werden, beeinflussen sie ihrerseits die Meinung, sei es, daß sich ein Teil der bisherigen Minderheit den Auffassungen der Mehrheit anschließt (»Band-Waggon-Effekt«, vgl. Konversion), sei es, daß einige jetzt den Verlierern zuneigen, weil sie Mitleid mit ihnen empfinden. Auch daraus erklärt sich, daß manchmal der Meinungsspiegel, der einige Wochen vor einer politischen Wahl veröffentlicht wird, von den tatsächlichen Ergebnissen dieser Wahl erheblich abweicht.

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