das Einfühlen in das Leiden von Mitmenschen. Manchmal bleibt Mitleid eine unverbindliche Regung oder eine Art sentimentaler Schwelgerei. Aber großartige Beteuerungen zählen weniger als tatkräftige Hilfe, die vielleicht ganz nüchtern und sachlich-zupackend gewährt wird. Durch gefühlsseligen Überschwang verrät manche Mitleids-Bekundung, daß sie auf keinen ursprünglichen Antrieb zurückgeht, sondern eine Reaktion auf eher gegensätzliche Gefühle darstellt. Manches Mit-Leiden ist eigentlich ein Genuß am Leiden der anderen, ein versteckter Sadismus. Viele Menschen, die als Kinder ihre Kameraden attackiert oder Tiere gequält haben, wurden unter dem Druck der Erziehung zu Mitleidsschwärmern. Die Liebe, die im Mitleid mitschwingt, ist sehr oft eine Liebe zu einem hilflosen, abhängigen Menschen. Wenn dieser sein Leiden überwindet, büßt er auch diese Art der Liebe ein. Dabei ginge es ja gerade darum, ihm zum Ende des Leidens zu verhelfen !
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