Von einer schizoiden Persönlichkeit oder Schizoidie als Persönlichkeitseigenschaft spricht man, wenn ein Mensch sehr dazu neigt, seine von außen wahrnehmbare gefühlshafte Ansprechbarkeit zu hemmen, sich gefühlsmäßigen Erlebnissen und Ansprüchen zu entziehen. Die von manchen Nervenärzten vertretene Ansicht, daß eine schizoide Persönlichkeit eine mildere Form von Schizophrenie sei, ist umstritten. Vor allem scheint die Annahme einer Verankerung der Schizoidie in der Konstitution (in den Erbanlagen) fragwürdig. Der Schizoide wirkt kühl, spröd, oft abweisend, er scheint von Gefühlen nicht bewegt zu werden. Dahinter verbirgt sich oft ein reiches Phantasieleben. In der Entstehung dieser Persönlichkeit spielt wahrscheinlich eine frühe und nachhaltige Versagung des kindlichen Bedürfnisses nach einer engen, gefühlshaften Austauschbeziehung mit den früheren Bezugspersonen die Hauptrolle: Weil die Nichtaufnahme oder Abweisung seiner Kontaktbedürfnisse in der Kindheit so schmerzlich war, verbindet der Schizoide jede Gefühlsäußerung mit einer solchen Verletzungsgefahr und scheut sich davor, jemals wieder eine Gefühlsbindung entstehen zu lassen, um die Gefahr einer erneuten Verwundung auszuschließen. In Partnerbeziehungen führt das oft dazu, daß die schizoide Zurückhaltung als Abweisung aufgefaßt und vom Partner kritisiert wird, was den schizoiden Menschen wieder in seiner Vorsicht bestätigt («Wie weh würde mir diese Kritik tun, wenn ich mich wirklich engagiert hätte!»).
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