auch: Transsexualität, ist durch die innere Gewißheit charakterisiert, sich dem anderen Geschlecht zugehörig zu fühlen, und wird in den diagnostischen Inventaren als die häufigste Störung der Geschlechtsidentität geführt. Zu der genannten Überzeugung gehören auch die Ablehnung der körperlichen Merkmale des angeborenen Geschlechts, damit verbundener Rollenerwartungen und der Wunsch, durch hormonelle und chirurgische Maßnahmen soweit wie möglich die körperliche Erscheinungsform des Identitätsgeschlechts anzunehmen und sozial und juristisch anerkannt im gewünschten Geschlecht zu leben. Die Voraussetzungen dafür werden in der BRD im Rahmen des 1980 verabschiedeten Transsexuellengesetzes geregelt. Für Diagnostik und Differentialdiagnostik, die somatische Behandlung (einschl. geschlechtskorrigierender Operationen) sowie psychotherapeutische Begleitung (die für die Prognose der Geschlechtsumwandlung günstig ist) und Begutachtung liegen seit kurzem Standards bzw. Empfehlungen vor. Transsexualismus ist ein relativ seltenes Phänomen ( Inzidenzschätzungen zwischen ca. 1:25.000 und 1:400.000). Über lange Zeit war der Mann-zu-Frau-Transsexualismus deutlich häufiger als der Frau-zu-Mann-Transsexualismus; in jüngster Zeit wird von einer Angleichung des Geschlechterverhältnisses berichtet.
Mittlerweile gibt es eine Fülle von Theorien zur Ätiologie des Transsexualismus, die sich überwiegend auf psychodynamische Modelle der Entstehung von Geschlechtsidentität stützen. Nicht zuletzt aufgrund der gesetzlichen Regelungen haben sich die Betroffenen zwischenzeitlich als soziale Gruppe gut organisiert und kämpfen für eine Entpathologisierung (Sexualität).
Literatur
Becker, S., Bosinski, H., Clement, U. et al. (1997). Behandlung und Begutachtung von Transsexuellen. Psychotherapeut, 42, 256-262.
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