eine vor allem in der systemischen Therapie und Theorie benutzte Begrifflichkeit: Es ist nicht die Wirklichkeit an sich und deren so sein, die bestimmt, wie die Welt wahrgenommen wird (sonst würde sie von allen Menschen und zu allen Zeiten in gleicher Weise wahrgenommen), sondern die im Kopf entstandene Wirklichkeit das Ergebnis eines Verrechnungsprozesses, in das die Interaktionen des Organismus mit seiner Umwelt und damit seine impliziten Vorannahmen mit einfließen. Vor dem Hintergrund neurobiologischer und psychologischer Arbeiten (z.B. von Maturana, 1982, oder Roth, 1987) wird deutlich, wie ausgeprägt die Rolle des Beobachters für das Beobachtete ist. Heinz von Foerster (Sicht und Einsicht, 1985) spricht in diesem Zusammenhang davon, daß die eigene Theorie bestimme, was man beobachte. Wirklichkeitskonstruktionen könnte man somit als das Ergebnis selbstorganisierter Bedeutungs- und Informationserzeugungsprozesse beschreiben. Dies findet sich dann auch in Maturanas Beschreibung der Wahrnehmung: Wahrnehmung ist Handlung, Wahrnehmung ist Tun. Ebenso findet sich dies in seiner Bezeichnung für die unterschiedlichen individuellen Wirklichkeiten als Multiversa (anstatt Universum). Aus therapeutischer Sicht ist daher erstrebenswert, eine veränderte Wirklichkeitskonstruktion des Klienten anzuregen zum Beispiel über alternative Wirklichkeitskonstruktionen und Sichtweisen, um ihm so auch in seinen Handlungen wieder Alternativen zu eröffnen (Wirklichkeitskonstruktion).
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