Berufsverkehr, der regelmäßig wiederkehrende Verkehr zwischen Wohnung und Arbeits- bzw. Ausbildungsstätte und zurück. Etwa die Hälfte der Berufstätigen in Deutschland legen diese Strecken mit dem PKW zurück. Die durchschnittlichen Entfernungen haben stark zugenommen und die Anzahl der Pendler wächst; 7% der Berufstätigen verbringen über zwei Stunden im Berufsverkehr. Wegen der damit verbundenen gesellschaftlichen und individuellen Belastungen ist der Berufsverkehr verstärkt zum Gegenstand sozialwissenschaftlicher Forschung geworden (Mobilität, Verkehrspsychologie). Psychologische Arbeiten haben dabei meist die Situation der Pendler studiert und Zusammenhänge zwischen den Belastungen durch die Fahrten, dadurch entstehenden Beanspruchungen, der Leistungsfähigkeit bei Arbeitsbeginn und langfristigen gesundheitlichen Beschwerden gesucht. Pendeln erwies sich als Risikofaktor für Beschäftigte. Dies gilt insbesondere für mehrstündige tägliche Fahrten, deren Dauer das Zeitbudget der Pendler stark verkürzt und ihre sozialen Kontakte, familiäre Präsenz und die Ausübung von Freizeitinteressen einschränkt (Freizeitbudget). Vermehrt treten Beschwerden bei kombinierten Belastungen auf (z.B. Schichtarbeit, Doppelrolle von Frauen in Haushalt und Beruf). Das gewählte Verkehrsmittel hat im Vergleich zur Fahrtdauer weniger Einfluß auf die Beanspruchung, erzeugt aber spezifische Belastungen. Nutzer öffentlicher Verkehrsmittel klagen über Gedränge, Hitze/Kälte, Lärm, Vibration, Luftzug und unangenehme Gerüche und ärgern sich über verspätete Verkehrsmittel sowie verpaßte Anschlüsse. Bei Autofahrern stehen das erhöhte Unfallrisiko, Staus und schlechte Wetter- und Sichtverhältnisse als Belastungen im Vordergrund. Die Folgen des Stressors Berufsverkehr auf die Arbeit sind weniger gut untersucht. Pendler haben höhere Fehlzeiten, häufigere Verspätungen und sind bei Arbeitsbeginn müder, schlechter konzentriert und schlechter gelaunt.
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