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Psychologielexikon

Überarbeitete Ausgabe

Psychologielexikon

Bewegungsökonomie

Autor
Autor:
Klaus-Dieter Zumbeck

Bewegungsökonomie, bedeutsam bei der Auswahl eines gewünschten Bewegungsmusters (Psychomotorik) aus einer großen Zahl von Möglichkeiten. Dabei wird das Muster der erforderlichen Drehmomente und der erforderlichen Muskelaktivität nicht eindeutig festgelegt. Allerdings läßt sich eine relativ große Zahl solcher Kriterien der Bewegungsökonomie identifizieren, und es ist nicht klar, welche tatsächlich genutzt werden. Bei ganz einfachen Bewegungen, z.B. Hin- und Herbewegungen des Arms, fällt auf, daß Menschen in der Regel ein bestimmtes Tempo wählen, und daß sowohl ein höheres wie auch ein niedrigeres Tempo als eher "unbequem" empfunden werden. Dieses spontan gewählte Tempo zeichnet sich wahrscheinlich durch eine günstige, wenn nicht optimale, Abstimmung von aktiven Muskelkräften und passiven Kräften bei der Bewegung aus. Passive Kräfte entstehen im wesentlichen aus der Eigendynamik der in Bewegung gesetzten Massen der Körperglieder. Die Muskelaktivität wird also in dem Sinne ökonomisch, daß ihre Wirkungen auf die Körperglieder nicht durch entgegengesetzte passive Kräfte gemindert werden. In ähnlicher Weise läßt sich beobachten, daß im Verlauf des motorischen Lernens Kontraktionen antagonistischer Muskeln schwächer werden. Bei motorischen Fertigkeiten, die die Aktivität hinreichend großer Muskelmassen erfordern, kann dann auch ein Sinken des Energieumsatzes beobachtet werden. Erlebt werden solche ökonomischen Bewegungen als eher "locker" statt "verkrampft".

Neben den physiologischen Kriterien für Bewegungsökonomie (effizienter Einsatz von Muskelaktivität und entsprechend geringer Energieumsatz) sind physikalische Kriterien von Bedeutung. Bei vielen Bewegungsmustern scheint das Kriterium der "Glattheit" herangezogen zu werden, also die Minimierung von Kraft- oder Beschleunigungsveränderungen. Die Bedeutung dieses Kriteriums liegt aber natürlich nicht in den physikalischen Eigenschaften der Bewegung an sich, sondern zum einen in ihren Konsequenzen für die Muskelaktivität und zum anderen in der unmittelbaren sensorischen Registrierbarkeit; kinematische Merkmale wie "Glattheit" sind unserem Erleben wesentlich leichter zugänglich als etwa Muster von Muskelaktivität. Neben den Merkmalen der Bewegungsverläufe werden offenbar auch eher statische Kriterien der Ökonomie berücksichtigt, beispielsweise eine Vermeidung extremer Gelenkstellungen, vor allem dann, wenn eine entsprechende Haltung für längere Zeit beibehalten werden müßte (Transformation, motorische; Psychomotorik) (Abb.).

Literatur

Wachholder, K. & Altenburger, H. (1926). Beiträge zur Physiologie der willkürlichen Bewegung. IX. Mitteilung. Fortlaufende Hin- und Herbewegungen. Pflügers Archiv für die gesamte Physiologie des Menschen und der Tiere, 214, 625-641.

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