Charakterologie, auch: Charakterkunde, befaßt sich mit den Erscheinungsformen des menschlichen Charakters, dem Nachweis diverser Charaktertypen und deren Entwicklung. Nachdem bereits in der Antike von Aristoteles, Galen, Hippokrates und Theophrast "Charaktere" im Zusammenhang mit Körpersäften und Temperamenten beschrieben wurden, griff u.a. de la Bruyère diese frühen Ausführungen im 17. Jahrhundert erweiternd wieder auf. Thomasius bemühte sich um eine graduelle Messung des Charakters. Das 18. Jahrhundert bescherte u.a. durch Lavater und Rousseau in Physiognomik und Phrenologie noch immer eher auf Spekulationen basierende Vorläufer der neuzeitlichen Charakterologie. Die Prägung des Begriffs und die Unterscheidung von Innen- und Außenaspekt wird Bahnsen Mitte des 19. Jahrhunderts zugeschrieben. Die in Deutschland durch Ludwig Klages und Philipp Lersch vorangetriebene Charakterkunde befaßte sich mit den Erscheinungsformen des menschlichen Charakters (Nachweis diverser Charaktertypen) und ihrer Entwicklung, wobei neben Spezifizierungs- auch Kompensationsprozesse erfaßt wurden. Sie bediente sich häufig verschiedener Schichtenmodelle, um die Einflüsse von Anlage und Umwelt zu beleuchten. In den letzten Jahrzehnten wurde sie zunehmend durch den empirisch untermauerten Begriff Persönlichkeitsforschung ersetzt und belegt daher in der modernen Persönlichkeitspsychologie, die sich eines eigenen methodischen Arsenals bedient, lediglich eine historische Nische.
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