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Psychologielexikon

Überarbeitete Ausgabe

Psychologielexikon

Aristoteles

Autor
Autor:
Anneliese Widmann-Kramer

Aristoteles, 384-322 v. Chr., universeller griechischer Philosoph, Autor von mehr als 400 Büchern, war 20 Jahre lang Schüler Platons und einige Jahre Lehrer Alexanders des Großen. Er gründete später in Athen seine Schule Peripatos (Wandelgang). Da er besonders an Phänomenen der sinnlichen Wahrnehmung interessiert war, löste er sich vom Rationalismus Platons und schlug einen viel empirischeren Weg ein. Aristoteles lehnte die Vorstellung einer irrationalen bzw. chaotischen Welt ab und betonte statt dessen die Zielgerichtetheit von Entwicklungsprozessen. Alle Lebewesen hätten eine dreifache Funktion, nämlich die der Ernährung, der Wahrnehmung und der Bewegung.

Er befaßte sich als einer der Ersten mit dem Verursachungsproblem, das die Bedeutung unbewußter Prozesse sowie die Umsetzung von Absichten in Ziele betrifft und das Thema behandelt, inwiefern der Mensch als Verursacher von Veränderungen in Frage kommt. Um komplexe Veränderungsprozesse zu begreifen, müssen auch die einer Situation vorausgehenden Bedingungen und ihre Konsequenzen beleuchtet werden (früher motivationspsychologischer Ansatz). Darin liegt auch sein Beitrag zur Gedächtnispsychologie. Während das Gedächtnis nämlich der Verwaltung vergangener Inhalte diene, decke die Wahrnehmung gerade ablaufende Vorgänge ab, und die Erwartung richte sich auf zukünftige Bereiche.

Aristoteles vertrat die Position des Hylomorphismus: Material und Form eines Gegenstands seien untrennbar miteinander verbunden, da ohne materielle Basis keine Form möglich sei und umgekehrt. Daher sei auch ein Verständnis der menschlichen Psyche ohne die Berücksichtigung des Körpers undenkbar: er setzte sich dadurch für eine Kooperation von Medizin und Psychologie ein (Begründung der Psychosomatik, des Leib-Seele-Problems).

Über seinen Einfluß auf die Psychologie hinaus leistete Aristoteles wichtige Beiträge zur Metaphysik, Logik, Physik, Ethik und Politik. Dank seiner Klassifikation der Lebewesen gilt er zudem als Vater der Zoologie.

Literatur

Viney, W. & King, D. B. (1998). A history of psychology. Ideas and context (2nd ed.). Needham Heights: Allyn and Bacon.

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