Alexander, Franz Gabriel, 1891-1964, aus Ungarn stammender Arzt und Psychoanalytiker, der sich ursprünglich mit hirnphysiologischen Studien beschäftigte. Nach dem Medizinstudium in Budapest und Göttingen war er in Berlin einer der ersten Studenten am von Karl Abraham gegründeten psychoanalytischen Institut, an dem er später als Assistent tätig war. Nach einer Einladung in die USA (1930) gründete er 1932 das psychoanalytische Institut in Chicago, dem er bis 1956 vorstand und wurde für kurze Zeit Inhaber des ersten Lehrstuhls für Psychoanalyse an der Universität dieser Stadt, der allerdings bei Kollegen in Mißkredit stand. Nachdem man ihn 1938 zum Professor für Psychiatrie ernannt hatte, setzte er ab 1956 seine Forschungen in Los Angeles fort. Nach seiner analytischen Ausbildung bei Freud und seiner Lehranalyse bei Hanns Sachs distanzierte sich Alexander in den frühen fünfziger Jahren von den klassischen Ideen Freuds. Er führte einen erbitterten Disput mit Kohut bzw. Horney sowie seinem Schüler Szasz. Alexanders Buch "Psychoanalyse der Gesamtpersönlichkeit" gilt als richtungsweisend für die Entwicklung der Ich-Psychologie. Eine zur Zeit der Studentenproteste bedeutende, später durch Alexander Mitscherlich wieder veröffentlichte Publikation liegt in der psychokriminologischen Arbeit "Der Verbrecher und seine Richter. Ein psychoanalytischer Einblick in die Welt der Paragraphen" vor. Manche bezeichnen ihn als Vater der psychosomatischen Medizin (Psychosomatik). Hinter seiner Theorie krankheitsspezifischer psychodynamischer Konflikte verbirgt sich die Vorstellung des Diathese-Streß-Modells, demzufolge psychosomatische Erkrankungen entstehen, wenn bestimmte Persönlichkeitsdispositionen mit spezifischen Konfliktsituationen zusammentreffen.
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