zentrale Disziplin der Psychologie, deren Gegenstand und Fragestellungen sich mit denen der Differentiellen Psychologie überschneiden. Fragestellungen der Persönlichkeitspsychologie konzentrieren sich dabei auf intraindividuelle Aspekte, d.h. vor allem auf die persönlichkeitsspezifischen strukturellen Besonderheiten von verhaltensrelevanten Merkmals- bzw. Dispositionsmustern unter Berücksichtigung von Zeit und Situation (Differentielle Psychologie, Persönlichkeit, Interaktion, Leistung). Zunächst war psychologische Forschung bestrebt, individuelle Unterschiede im Erleben und Verhalten von Menschen auf zeitlich stabile Persönlichkeitseigenschaften, auch Traits genannt, zurückzuführen. Empirisch wurden und werden die Traits häufig aus Fragebogendaten gewonnen, die dann mit Hilfe von Faktorenanalysen zu übergreifenden Dimensionen gebündelt werden. Um 1960 bis 1970 wurde jedoch die alleinige Verhaltensvorhersage aufgrund der Persönlichkeit von Menschen zunehmend bezweifelt und auf die Bedeutung unterschiedlicher Situationen und verschiedener Situationsvariablen für die Vorhersage von Erleben und Verhalten hingewiesen. Erleben und Verhalten seien in gleichen Situationen konsistent (gleichsinnig, gleichförmig), in ungleichen jedoch nicht, unabhängig von stabilen Persönlichkeitsmerkmalen. Eine Synthese aus beiden Ansätzen zur Prädiktion von Erleben und Verhalten bildet der Interaktionismus: Menschliches Erleben und Verhalten läßt sich nur aus der Kombination von Persönlichkeit und Situation vorhersagen. Eine ähnliche Aussage hatte bereits Kurt Lewin zeitlich wesentlich früher getroffen mit seiner berühmt gewordenen Verhaltensgleichung V = f (P,U), wonach das menschliche Verhalten eine Funktion von Person und Umwelt ist. In den Anfängen des Interaktionismus wurde versucht, die Interaktionen zwischen Person und Situation mit Hilfe von Stimulus-Response-Fragebogen zu erfassen, die varianzanalytisch ausgewertet wurden. Inzwischen gehen moderne Ansätze von dynamischen Interaktionen zwischen Persönlichkeitsmerkmalen und Situationsvariablen aus. Zum einen wirken Charakteristika von Persönlichkeit und Situation auf das Erleben und Verhalten. Zum anderen werden vom Verhalten seinerseits Rückwirkungen auf Person und Situation angenommen. Ein vorläufiges Resümee der Debatte, die andauert, kann sein: Persönlichkeits- als auch Situationsvariablen leisten einen Beitrag am Zustandekommen von Erleben und Verhalten. Inwieweit Verhaltenskonsistenz vorliegt, scheint davon abzuhängen, um welche Verhaltensbereiche es sich handelt und inwieweit auch objektiv verschiedene Situationen vom Individuum als ähnlich angesehen werden (Interaktion).
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