Wilhelm, 1858-1928, in den neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts ein bekannter Hals- und Nasenspezialist in Berlin und wichtiger Freund Sigmund Freuds. Er war Freud nicht nur Diskussionspartner für die von diesem entwickelte Psychoanalyse, sondern spielte auch eine entscheidende Rolle in dessen Selbstanalyse. Diese begann er anhand eines intensiven Briefwechsels zwischen beiden. In den Briefen von 1887 bis 1902 ist Freuds Selbstanalyse nachvollziehbar dokumentiert. Nach Ende der Analyse trennte sich Freud von Fließ. Ein Resultat ihres Meinungsaustausches ist auch das Werk "Die Traumdeutung" von 1900 (von dem in den ersten sechs Jahren lediglich 360 Exemplare verkauft wurden). Für die psychoanalytische Theoriebildung von Bedeutung ist Fließ´ Konzept von der "Latenz" (Entwicklungsspanne zwischen ödipaler Phase und Pubertät). Seine Periodenlehre (28tägiger Zyklus bei der Frau und 23tägiger beim Mann) fand dagegen keine Anerkennung. Besonderes Augenmerk widmete Fließ den physiologischen Zusammenhängen zwischen der Nasenschleimhaut und anderen Organen. So ging er beispielsweise davon aus, daß er Menstruationsstörungen (Menstruationszyklus) mit einer nasalen Behandlung heilen könne.
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