politisch: eine Ortschaft mit eigener Verwaltung. Ein stärkeres Heimat und Gemeinschaftsgefühl entwickelt sich nur in einem begrenzten, überschaubaren Gebiet mit irgendwie charakteristischen Merkmalen, in dem es auch eine Reihe von persönlichen Beziehungen gibt. In diesem Sinne unterscheidet sich eine gewachsene Gemeinde von Städten und Stadtvierteln, wie sie heute auf rein technischorganisatorische Weise entstehen (vgl. Suburbs). Auch eine kirchliche Gemeinde ist zunächst örtlich bedingt; sie sammelt sich um eine ganz bestimmte Kirche, deren Pfarrer und Helfer. Das religiöse Erleben kommt nicht nur aus dem Glauben und dem Ritus, sondern auch aus den Beziehungen in der Gemeinde, aus der Verbundenheit mit Menschen, die den gleichen Wertvorstellungen folgen, aus der Fürsorge füreinander und für andere (»Caritas«) und aus der Orientierung auf einen geistlichen Führer. Bei den frühen Christen war die Bedeutung der Gemeinden sehr groß; heute hat sie sich am stärksten bei Sonderkirchen und Sekten erhalten. Von »Gemeinden« spricht man auch bei der Anhängerschaft mancher Philosophen, Forscher, Dichter, Komponisten und Maler. Ihr Werk spricht stets starke Gefühle an und vermittelt eine Art Glauben. Obwohl die Anhänger z. B. Richard Wagners einander nicht kennen, weit verstreut leben und auf sehr unterschiedliche Weise zu seiner Gemeinde gestoßen sind, haben sie gewisse Züge gemeinsam, die über die direkte Beziehung zu Wagners Werk hinausgehen, die aber doch der Anziehungskraft entsprechen, die seine Kunst für sie hatte. Denker und Künstler wie er scheinen eine Botschaft mitzuteilen, die für ihre Gemeinden an die Stelle einer Überwert-Idee tritt.
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