die Unterscheidungsfähigkeit von "weiblich" und "männlich"; läßt sich schon bei Kleinstkindern über optische Fixierungszeiten bei Film- und Spielzeug-Darbietungen des eigenen bzw. anderen Geschlechts feststellen. Spätestens im dritten Lebensjahr verfügt das Kind über ein weibliches bzw. männliches Selbstkonzept. Das Vorschulkind lernt die Verknüpfung von Verhaltens- und Persönlichkeitsmerkmalen mit der Geschlechtszugehörigkeit, und es erwirbt zunehmend positive Einstellungen zur eigenen Geschlechtsrolle bzw. -gruppe. Die deutlichste Zunahme an Wissen über Geschlechterdifferenzierung und Orientierung daran erfolgt im Alter von drei bis sieben Jahren, in denen sich die Konzepte eigener und fremder Geschlechtsidentität und Geschlechtsrollenzugehörigkeit mit sozialen Einflüssen untrennbar mischen. Während der Grundschulzeit geschieht eine zunehmende Lockerung rigider Geschlechter-Kategorisierung hin zu geschlechtstypischer Denkweise, die davon ausgeht, daß es nicht nur Unterschiede, sondern auch Gemeinsamkeiten zwischen beiden Geschlechtern gibt, und daß geschlechtstypische Merkmale auch innerhalb eines der beiden Geschlechter Variationen zeitigen. Geschlechterrollen und -stereotype werden mit zunehmender kognitiver Reife nicht mehr als Naturgesetze oder als moralische Gebote bzw. Verbote, sondern als Konventionen erkannt. Die biologische Festlegung auf ein Geschlecht, dem man angehören muß, die soziale Kategorie, der man zugeordnet ist, das Stereotyp, dem man sich ausgesetzt sieht - und mit dem man selbst sich Orientierung verschafft, werden mit zunehmender psychischer Reife zunehmend "psychologisch" überlagert als Wissenszugewinn der Art, daß Individuen feminine wie auch maskuline Anteile haben, die variieren und sich über den Lebenslauf ändern können.
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