basiert auf einem neueren Ansatz der Soziologie abweichenden Verhaltens und wurde auf der Grundlage des symbolischen Interaktionismus entwickelt. Nicht das physische Verhalten selbst, sondern dessen negative Bewertung, das "label", läßt die Abweichung erst entstehen. Störungen im psychischen oder auch kriminellen Verhalten und Erleben werden nicht nur im Hinblick auf die Einzelperson, sondern auch im Kontext der Familie und des gesellschaftlichen Umfeldes betrachtet. Forschungsleitende Fragen sind: Wie werden Devianzen menschlichen Verhaltens vom sozialen Umfeld interpretiert? Welche Bedeutung und welcher Sinn wird den Ereignissen zuerkannt? Was wird als richtig oder falsch, als böse oder krank betrachtet? Der Labeling-approach geht z.B. davon aus, daß (primäres) Abweichungsverhalten in der Jugend nur vorübergehender Natur ist und durch das Eingreifen gesellschaftlicher Kontrollinstanzen und der damit verbundenen Zuschreibungsprozesse eine sekundäre Abweichung auslöst. Der Labeling-approach bietet somit einen erweiterten Interpretationsrahmen (Labeling-Perspektive), der die Wechselwirkung von Personen und Situationsmerkmalen im Gegensatz zu einem "reinen" Eigenschaftsansatz betont.
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