Jean-Maurice (nicht: Jean-Marie) 1872-1943, Begründer der Angewandten Psychologie in Frankreich. Lahy studierte bei Emile Durkheim und Théodule Ribot, ohne einen Studienabschluß abzulegen, arbeitete dann unter E. Toulouse im experimentalpsychologischen Labor der psychiatrischen Klinik in Villejuif. Lahy interessierte sich früh für den Taylorismus (Le système Taylor et la physiologie du travail professionnel, 1916) und betrieb arbeitspsychologische Studien bei Berufen, in denen Muskelkraft unwichtig ist, so bei Schriftsetzern, Stenographen und Straßenbahnführern. Im Ersten Weltkrieg untersuchte er den Frontsoldaten im Schützengraben. Nach dem Krieg baute er die Berufsberatung in Frankreich mit auf, wurde erster Generalsekretär der Internationalen Vereinigung für Psychotechnik (heute: International Association of Applied Psychology, IAAP), gründete 1924 das psychotechnische Laboratorium der Pariser Verkehrsbetriebe, wurde 1927 Direktor des Laboratoriums für Angewandte Psychologie an der École pratique des Hautes Études und Professor an der Sorbonne, begründete 1933 die Zeitschrift Le Travail humain. Sein persönlicher und publizistischer Einfluß in der europäischen und besonders der romanischen Angewandten Psychologie und Psychotechnik ist immens. Nach der Okkupation Frankreichs 1940 ging Lahy in den Untergrund und in die Résistance. Gesucht von der französischen Polizei und deutschen Behörden, starb er 1943 unter ungeklärten Umständen auf der Flucht.
Literatur
Turbiaux, M. (1983). J. M. Lahy (1872-1943) essai de bio-bibliographie. Bulletin de Psychologie, 36, 969-985.
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