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Psychologielexikon

Überarbeitete Ausgabe

Psychologielexikon

Langeweile

Autor
Autor:
Werner Eberlein

ein Gefühl der Unerfülltheit, wie es unter allzu gleichmäßigen äußeren Umständen entsteht. Beim Mangel an Reizen oder Erlebnissen scheint sich der Ablauf der Zeit bis zum Stillstand zu verlangsamen. Ebenso geht es uns, wenn wir auf das Eintreten eines Ereignisses warten, das wir von uns aus nicht herbeiführen können, das uns aber im vorhinein zu sehr beschäftigt, als daß wir uns inzwischen anderen Aufgaben intensiv zuwenden können. Überhaupt ist Langeweile meist mit einer Unlust oder sogar mit innerer Unfähigkeit zu eigener Aktivität gekoppelt. Es gibt deshalb Menschen, die sich kaum je langweilen, weil sie immer etwas zu tun oder doch zu denken finden, und andere, die relativ leicht einer Apathie erliegen. Die Langeweile wird gefördert, wenn man Menschen in eine starre, gleichmäßige Ordnung zwängt, und sie wird gemindert, wenn man ihnen einen Spielraum für eigenes Tun einräumt. Durch die Beengungen in unserer heutigen hochorganisierten Zivilisation ist die Langeweile zu einer Art Zeitkrankheit geworden. Ein großer Teil des modernen Unterhaltungswesens dient dazu, von dem Gleichmaß abzulenken und so der Langeweile entgegenzuwirken. Aber auch die vorfabrizierten Reize, die die Massenmedien vermitteln, ähneln schließlich einander, und in ihrer Überfülle heben sie sich nahezu auf. Dann reagiert man kaum noch auf sie, und wiederum entsteht Langeweile. Der Gegensatz zur Langeweile ist nicht die Unterhaltung als Ablenkung, sondern das Interesse im eigentlichen Wortsinn, nämlich das, in das man mitten hineingezogen wird.

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