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Psychologielexikon

Überarbeitete Ausgabe

Psychologielexikon

Männlichkeit

Autor
Autor:
Julia Schneider-Ermer

die Summe der Eigenschaften, die dem Manne entweder von Natur aus zukommen, oder die von ihm nach seiner Geschlechts-rolle erwartet werden. Der einzige Unterschied, den es zwischen Mann und Weib immer gibt, besteht zwischen der Funktion des Mannes als Erzeuger und der des Weibes als Gebärerin. Aber der Anteil, der dem Manne durch seine bio logische Ausstattung in den Sexualbeziehungen der Geschlechter zugemessen ist, hat doch recht weitreichende Folgen: Er ist sexuell funktionsfähig nur, wenn ein Reiz ihn trifft, und so sucht er den Reiz; und zeugen kann nur, wenn er aktiv wird. So hat man Männlichkeit allzu pauschal mit Aktivität, und Weiblichkeit mit Passivität gleichgesetzt. Alle anderen Eigenschaften, die als typisch männlich gelten, bezeichnen keineswegs alle Männer. Es ist merkwürdig, daß zu manchen Männertypen, die man für besonders männlich hält, Züge gehören, die sonst eher für weiblich gehalten werden. So kleideten und gaben sich Revolverhelden und wilhelminische Leutnants gern geckenhaft und geziert. Als männlich gilt Körperkraft. Als männlich gilt sowohl der Mut wie der willenlose Gehorsam des Soldaten. Als männlich gilt der nüchterne Sachverstand, im Gegensatz zur »weibischen« Sentimentalität. Aber es sind fast nur Männer, die Utopien und philosophischen Idealen nachjagen, und die Frauen sind im allgemeinen viel realistischer veranlagt. Eigentlich läßt sich das Wesen des Mannes nur im Vergleich mit dem Wesen der Frau definieren, und umgekehrt. Die Welt des Menschen (und der meisten anderen Lebewesen) beruht auf der dualistischen Geschlechter-Beziehung.

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