eigentlich Krieger, die sich für Geld (Sold) einem Feldherrn zur Verfügung stellen, dann aber auch Bürger, die als Wehrpflichtige ihrem Staat dienen sollen. Während der Legionär seine Lebensweise selbst gewählt hat, etwa weil er den Kampf und das Abenteuer liebt, oder weil er die Gemeinschaft eines Männerbundes den familiären Bindungen vorzieht, muß sich der Wehrpflichtige aus dem Leben, das er bisher geführt hat (und danach wieder aufnehmen soll), auf völlig neue Verhältnisse und Anforderungen umstellen. Die Bedingungen der soldatischen Ausbildung und des Krieges prägen jedoch jede Kampfgemeinschaft in ganz ähnlicher Weise, auch wenn der Einzelne nicht freiwillig zu ihr stößt. Zum Druck des Drills tritt die Notwendigkeit, sich den Vorgesetzten und Kameraden so anzupassen, daß man an der Gemeinschaft teilhat, statt sich der Isolation oder gar Ächtung auszusetzen. Das seelische Bedürfnis nach mitmenschlichen Beziehungen ist für die Gemeinschaftsbindung wahrscheinlich wichtiger als die Berufung auf die Pflicht zur Vaterlandsverteidigung oder auf irgendeine andere Ideologie. Freud sah in der Gemeinschaft des Militärs ein Musterbeispiel für die Bildung einer »künstlichen Masse«. Im Zweiten Weltkrieg konnte man erfahren, wie Männer, die schon eine Familie und eine berufliche Position hatten, in wenigen Wochen buchstäblich umgestülpt wurden. Dies ist nicht nur ein Beispiel dafür, wie ab hängig das Verhalten des Menschen von den sozialen Bedingungen ist, in denen er jeweils lebt, sondern auch dafür, wie verschiedene Möglichkeiten in jedem Einzelnen bereitliegen. Sie warten sozusagen nur darauf, herausgefordert zu werden. Was der Soldatendienst freisetzt, sind zum großen Teil Eigenschaften und Verhaltensweisen, die im friedlichen, bürgerlichen Leben ungenutzt oder unterdrückt bleiben. Diese Unterschiede tragen zur zerstörerischen Lust am Kriege bei. Wie groß sie sind, zeigt sich auch daran, daß es Soldaten nach der Teilnahme an einer organisierten Aggression oft schwerfällt, sich wieder in die Regeln des Friedens zu fügen.
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