Für das Kind ist eine starke Bindung an die frühen Bezugspersonen selbstverständlich und lebenswichtig. Im Erwachsenenalter sollten diese Bindungen (wobei Mutterbindung nur ein patriarchalisch gefärbter Oberbegriff für Bindungen an solche Bezugspersonen allgemein ist) von der wirklichkeitsbezogenen Vernunft geprüft und nur soweit beibehalten werden, als es den Interessen des Erwachsenen entspricht. Manchmal spricht man von einer Mutterbindung nur dann, wenn diese in ungewöhnlich verlängerter Form vorliegt (Abhängigkeit). Diese Bindung drückt sich keineswegs immer darin aus, daß die Mutter so verehrt wird, daß der Sohn zum Beispiel nicht heiratet, weil er es seiner Mutter nicht antun will. Sie kann sich auch in ständigen Streitereien mit der Mutter ausdrücken, in der mangelnden Fähigkeit, Abstand von den Forderungen und Wertvorstellungen der Mutter zu halten. In diesen Fällen erfüllt der Streit mit der Mutter die Funktion, eine Ablösung zu verhindern, in der ihre Bedeutung für die Gegenwart endgültig klar von ihrer Bedeutung in der Vergangenheit getrennt wird.
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